Die Aktie von SAP kommt aus ihrer Lethargie nicht mehr heraus und notiert immer noch unter der 100-Euro-Marke. Zuletzt gab es in der Tat nur wenig Gründe für die Anleger, die Aktie zu kaufen. Dies könnte sich morgen ändern, wenn die Walldorfer ihre Geschäftszahlen zum abgelaufenen ersten Quartal präsentieren.
Entscheidend für das Anleger- und Analystenurteil dürfte wieder das Abscheiden des Softwareanbieters in der Cloud sein. Die Wall-Street-Experten stellen Cloud-Erlöse von 2,75 Milliarden Euro in Aussicht. Das entspricht einem sehr ordentlichen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von rund 28 Prozent. Spannend bleibt, ob das Angebot "Rise with SAP" weiterhin auf eine hohe Nachfrage der Kunden stößt.
Insgesamt sollen die Umsätze um rund acht Prozent auf 6,87 Milliarden Euro steigen. Hier dürfte man gespannt sein, was das Management zum Russland-Aus von SAP sagt. Laut Noch-Finanzchef Luka Mucic seien die finanziellen Auswirkungen beherrschbar, da das Unternehmen in Russland, der Ukraine und Belarus zuletzt nur rund 1,5 Prozent des Konzernumsatzes erlöste.
Der operative Gewinn (EBIT) soll im ersten Quartal hingegen um rund ein Prozent auf 1,72 Milliarden Euro sinken. Beim Nettoergebnis erwarten die Analysten sogar einen Rückgang um knapp 40 Prozent auf 622 Millionen Euro. Damit dürfte im Q1 auch die Marge aufgrund der hohen Investitionsausgaben weiter schrumpfen. Das gilt auch für den Free Cash Flow, der diesmal bei 2,28 Milliarden Euro liegen soll, nachdem im vergangenen Jahr noch 2,93 Milliarden Euro zu Buche standen.
Besonders interessieren dürfte die Anleger auch, was das Management zum Abgang des CFO Mucic sagt und ob bereits ein Nachfolger gefunden wurde. Laut dem SAP-Aufsichtsratschef Hasso Plattner soll der neue CFO vor allem die Kapitalmarktkommunikation verbessern. Dies sagte Plattner kürzlich gegenüber dem Handelsblatt. Diese Aussage lässt viel Raum für Interpretationen offen. Möglich ist daher, dass Mucic nicht der einzige Top-Manager ist, der nun die Segel streichen muss, sondern es auch weitere hochrangige Manager beispielsweise in der Marketing- und Kommunikationsabteilung trifft. Näheres dazu könnte SAP bereits morgen verraten.
SAP dürfte morgen starke Clouderlöse melden. Damit würde sich die Wachstumsdynamik in der Cloud fortsetzen. In Sachen Profitabilität sollten Anleger sich dagegen weiter in Geduld üben und mit schrumpfenden Margen rechnen. Gelingt es den Walldorfern hier für eine positive Überraschung zu sorgen, dann dürfte dem Break über die 100-Euro-Marke nichts mehr im Wege stehen. DER AKTIONÄR hält Sie auf dem Laufenden. Das Papier gehört auf die Watchlist.