Auf dem diesjährigen Jahreskongress der deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) in Nürnberg hagelte es nur so an Kritik. Viele der Digitalisierungsprojekte würden im Sand verlaufen. Zudem bemängelte der Verband, dass der Konzern „gewaltig aufpassen müsse“, da mittlerweile zu viele gute Leute das Unternehmen verlassen würden.
Laut einer Umfrage unter Mitgliedern der deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe vertrauen nur 24 Prozent der Strategie des Software-Konzerns. Rund 30 Prozent gaben an, gar kein Vertrauen mehr zu haben. Immerhin 45 seien teilweise mit den Diensten zufrieden.
DSAG-Vorsitzende Marco Lenck kritisierte vor allem, dass die im Verband organisierten Unternehmen und ITler nicht ausreichend über die Produktstrategie informierte würden. SAP habe viele neue Ideen und Programme vorangeschoben, aber es fehle die nahtlose Integration.
Zudem ermahnte er den Konzern, den sogenannten Braindrain ernst zu nehmen: „Viele SAPler mit breitem Knowhow und Kundenverständnis verlassen das Unternehmen, diese Tendenz sehen wir mit Sorge“, so Lenck.
Die Walldorfer reagierten prompt. „Wir brauchen das Feedback, auch wenn es kritisch ist […]. Für uns ist das ein Geschenk, weil es uns hilft, die Strategie klarer zu definieren und zu verfeinern“, so Vorstand Christian Klein gegenüber dem Handelsblatt.
Die Ergebnisse des Kongresses dürften SAP stark zu denken geben. Die Walldorfer haben sich in den vergangenen Jahren durch etliche Milliarden-Übernahmen verstärkt und neu positioniert.
Die Kritik verdeutlicht allerdings, dass es in Sachen Integration noch starken Nachholbedarf gibt. Vor allem die CRM-Lösungen stehen massiv in der Kritik. Die Aufgabe des SAP Managements wird es nun sein, das Vertrauen der Nutzer wiederzugewinnen.
Die Aktie reagierte bislang kaum auf die News. Trotz aller Kritik sollte Anlegern klar sein, dass SAP in Sachen Cloud zu den stärksten Playern in Europa gehört. Kritik von der Basis sollte allerdings immer ernst genommen werden, denn sie deutet auf elementare Probleme hin. DER AKTIONÄR bleibt dennoch seiner grundsätzlich positiven Einstellung gegenüber SAP und rät weiterhin zum Kauf. Die weitere Entwicklung sollte jedoch von Anlegern genau beobachtet werden.