Während etablierte Airlines wie die Deutsche Lufthansa an der Börse nicht wirklich abheben, nähert sich die irische Billigflug-Holding Ryanair ihren Rekordhöhen von April 2024. Mancher Analyst sieht schon bald neue Allzeithöhen kommen. Die Aufhebung einer Regel stützt den Aufwärtstrend der Ryanair-Aktie noch.
Im laufenden Jahr wird der europäische Flugverkehr wieder das Niveau des Jahres 2019 erreicht haben – davon geht jedenfalls die Europäische Organisation zur Sicherung der Luftfahrt (kurz Eurocontrol) in ihrem Basis-Szenario aus. Im optimistischen Szenario wird dieses Niveau im Jahr 2025 sogar überschritten, außer in Deutschland.
Europas größte Airline Ryanair hat zwar ihren Ausblick für die Passagierzahlen im neuen Geschäftsjahr 2025/26 (ab April) vor ein paar Wochen etwas reduziert (DER AKTIONÄR berichtete). Doch mit erwarteten 210 Millionen Passagieren bleibt die irische Billigfluggesellschaft in Europa die Nummer 1 vor der Lufthansa Group (siehe auch Zahlen von 2023). gerechnet.

Die geringeren Passagierzahlen gehen vor allem auf mangelnde Flugzeuge zurück. Ryanair erwartet, lediglich neun Boeing 737-Max-Flugzeuge vor der Hochsaison im Sommer zu übernehmen – weniger als erwartet.
Dennoch baut Ryanair sein Angebot an Flugstrecken aus. Für den Sommerflugplan, der vom 30. März bis zum 26. Oktober 2025 läuft, hat Ryanair zahlreiche neue Routen angekündigt. Besonders bemerkenswert ist dabei die Wiederaufnahme von Verbindungen, die die Airline seit über zehn Jahren nicht mehr geflogen ist. Dazu gehören unter anderem drei Strecken vom britischen Bournemouth Airport. Auch Brtatislava-Mailand, London-Lübeck, Palma de Mallorca-Lübeck und Pescara-Mailand werden wieder aufgenommen.
Weniger attraktive Strecken werden gestrichen, vor allem Deutschland ist wegen der hierzulande hohen Standortkosten betroffen. So werden etwa ab Dortmund alle Strecken (Kattowitz, Krakau, London, Malaga, Palma, Porto, Thessaloniki) ab April eingestellt. Eingestellt werden ab Hamburg zudem die Verbindungen nach Edinburgh, Mailand, Málaga, Porto, Valencia und Zadar. Ab Nürnberg wird nicht mehr nach Lamezia Terme geflogen.
Die Ryanair-Aktie zeigte sich in den jüngsten Kursturbulenzen an der Börse stabil. Am Montag-Mittag liegt der Xetra-Kurs bei 20,85 Euro über ein Prozent über dem Freitagsschluss.
Dem Aktienkurs hilft, dass die Ryanair Holding vor gut einer Woche eine Beschränkung aufgehoben hat. Ab sofort dürfen auch Nicht-EU-Bürger Anteile am Unternehmen erwerben. Diese Entscheidung folgt auf eine interne Prüfung, wonach mittlerweile mehr als die Hälfte des ausgegebenen Aktienkapitals von EU-Bürgern gehalten wird.
Trotz dieser Lockerung wird die Fluggesellschaft weiterhin Stimmrechtsbeschränkungen anwenden, um die Einhaltung der EU-Vorschriften zur Eigentümerschaft sicherzustellen, heißt es in einer Mitteilung.
Die Analysten-Gemeinde ist derweil uneinheitlich für die Ryanair-Aktie gestimmt. Besonders positiv sieht JPMorgan die Aktie der Iren. Gerade hat die US-Bank ihre Einstufung für Ryanair nach einer Konferenz auf "Overweight" mit einem Kursziel von 26 Euro bestätigt. Bei dem Billigflieger herrsche Zuversicht für ein gutes Preisumfeld in diesem Sommer, zog Analyst Harry Gowers in einer am Freitag vorliegenden Studie als Fazit aus Gesprächen mit Finanzchef Neil Sorahan.
Auch die Citibank sowie BNP Paribas haben 26 Euro als Kursziel für die kommenden zwölf Monate ausgegeben, Marc Zeck von Kepler Cheuvreux hat Mitte Februar mit 27 Euro das höchste Kursziel aller 25 bei Bloomberg geführten Ryanair-Analysten ausgegeben. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Einstufung für Ryanair auf "Buy" mit einem Kursziel von 25 Euro belassen.
Bernstein Research hat Ryanair auf "Outperform" in der vergangenen Woche mit einem Kursziel von 23,50 Euro belassen. Analyst Alexander Irving verwies in einer Branchenstudie auf Flugpläne und ein rückläufig erwartetes Kapazitätswachstum. Nach Gewinnwarnungen von drei US-Fluggesellschaften in kürzester Zeit und trotz Beteuerungen, dass der internationale Flugverkehr in der Spur sei, spiegelten die Aktienkurse zu Recht die Frage wider, ob die Entwicklung bei Kurz- und Langstrecken-Flügen unterschiedlich bleibe. Für Ryanair sieht Irving die attraktivsten Chancen. Die Ausschüttungsstrategie bleibe mit Aktienrückkäufen zu attraktiven Kursen auf einem guten Weg.
Lediglich zwei Analysten (AlphaValue/Baader und Oddo BHF) sind mit Kurszielen von 20,40 beziehungsweise 17,50 Euro skeptisch gegenüber der Ryanair-Aktie eingestellt und empfehlen das Papier mit "Reduce".
Ryanair erscheint im schwierigen Flugumfeld gut aufgestellt. Die Aktie der Fluggesellschaft steht kurz vor der Überwindung eine Widerstandszone bei 20,30 bis 21,00 Euro. Gelingt das, dürfte auch das Allzeithoch (21,79 Euro im Verlauf am 10.04.24) in Angriff genommen werden.
DER AKTIONÄR hat ein Kursziel von 26 Euro ausgegeben. Eine Stopp-Order sollte sicherheitshalber unterhalb der 200-Tage-Linie (aktuell bei 17,70 Euro) bei 17,00 Euro gelegt werden.