Im schwachen Marktumfeld glänzt der Versorger RWE mit beeindruckender Stärke. Seit dem Tief im Oktober 2018 hat die Aktie rund 45 Prozent zugelegt – im laufenden Jahr führt RWE mit plus 28 Prozent den DAX an. Charttechnisch ist ein Ende der Rallye derzeit nicht in Sicht, doch bei aller Euphorie bleiben zwei Belastungsfaktoren.
So herrscht nach wie vor Unsicherheit, wie es im Hambacher Forst weitergeht. In dem Wald, der sich zum Symbol gegen die Kohlekraft entwickelt hat, gab es nun neue Zwischenfälle. Mitarbeiter von RWE wurden bei Aufräumarbeiten mit Steinen und Fäkalien beworfen worden. Das zeigt: Nach dem vergangenes Jahr verhängten Rodungsstopp sind die Fronten weiter verhärtet. Weder der Umweltverband BUND noch RWE wollen bislang einlenken – Ausgang offen.
Die zweite offene Frage ist die nach den Entschädigungen für den Kohleausstieg. Während RWE-Chef Rolf Martin Schmitz ambitionierte Forderungen hat, gibt es auch hier Kritik von Umweltverbänden wie Greenpeace. Diese befürchten, dass sich RWE durch den Kohleausstieg saniert und sich den Wandel vom Kohlekonzern zum „grünen Versorger“ bezahlen lässt. Nach der Rallye befürchtet auch Analyst Ingo Becker von Kepler Cheuvreux, dass die eingepreisten Erwartungen an Kompensationszahlungen inzwischen deutlich zu hoch seien.
Gewinne laufen lassen
DER AKTIONÄR rechnet allerdings damit, dass Milliarden an RWE fließen, die noch immer nicht vollumfänglich eingepreist sind. Das Timing für den Kauf ins Aktien-Musterdepot zuletzt war zudem gut. RWE performt im schwachen Marktumfeld derzeit deutlich stärker als der DAX. Trotz der verbleibenden Risiken ist die Aktie selbst nach dem Anstieg noch moderat bewertet. Anleger lassen die Gewinne laufen, das Chartbild ist glänzend.