Traditionell nutzen vor allem Umweltschützer die Hauptversammlung für scharfe Kritik am Versorger RWE. In diesem Jahr findet das Treffen zwar virtuell statt, dennoch gab es erneut Proteste. Auch von Aktionärsseite muss sich das Management Vorwürfe gefallen lassen – obwohl die Aktie zuletzt gut lief. Konzernchef Rolf Martin Schmitz bleibt auch deshalb optimistisch.
Umweltaktivisten von „Ende Gelände“ und „Einsatz Kohlestopp“ haben am Freitag Bagger von RWE im Braunkohletagebau Garzweiler besetzt. Sie wollen damit gegen das Kohlegesetzt protestieren, dass der Bundestag am 3. Juli beschließen soll. RWE wird dann mit Milliardensummen für den Kohleausstieg bis 2038 entschädigt.
Auf der Hauptversammlung selbst äußerte sich Thomas Deser von Union Investment kritisch: „RWE braucht eine neue Equity Story“, forderte er. „Die Dividendenrendite ist unattraktiv geworden. RWE ist kein Dividendentitel mehr und auf Jahre auch noch kein Erneuerbare-Energien-Titel.“ Hinzu komme das komplexe Trading-Geschäft und der politische Einfluss.
Zuversichtlicher Chef
Konzernchef Schmitz bleibt dennoch optimistisch – vor allem was den Wandel hin zu mehr Ökostrom angeht. „Wir wollen fünf Milliarden Euro netto in Erneuerbare Energien und Speicher investieren“, sagte er auf der Hauptversammlung. „Allein für Projekte in Deutschland sind 20 Prozent unserer Nettoinvestitionen vorgesehen, also rund eine Milliarde Euro.“
Schmitz bestätigte auch die Jahresziele, RWE sei vergleichsweise gut durch die Corona-Krise gekommen. Das macht sich auch an der Börse bemerkbar. Die Aktie notiert inzwischen bereits wieder etwa so hoch wie vor dem Corona-Crash. Durch die Rückbesinnung auf Erneuerbare Energien hat der DAX-Titel aber auf dem aktuellen Niveau noch Potenzial. Anleger bleiben dabei.