Mit dem Fokus auf die konventionellen Kraftwerke hat RWE die Trendwende geschafft. Es wird immer wahrscheinlicher, dass Kohle und Co. länger zur Stromversorgung benötigt werden, als ursprünglich gedacht. Um sich als Garant für Versorgungssicherheit zu etablieren, denkt der Konzern nun sogar wieder über Zukäufe nach.
Durch die anstehende Übernahme des Wettbewerbers Uniper durch die finnische Fortum könnte sich hier eine große Chance ergeben. Die staatlich kontrollierte Fortum setzt in ihrem Portfolio hauptsächlich auf grüne Energien und dürfte vor allem an den Wasserkraftwerken und den skandinavischen Atomaktivitäten von Uniper interessiert sein. Die konventionellen Aktivitäten in Deutschland könnten dagegen zum Verkauf stehen – auch wenn sich das Uniper-Management vehement gegen eine Zerschlagung wehrt, könnte RWE hier als Interessent parat stehen.
Fortum-Chef Pekka Lundmark hat die Spekulationen nun noch einmal befeuert. Im Interview mit der Wirtschaftswoche gibt er den Kohlemeilern keine lange Zukunft mehr. Trotz des Investments in Uniper habe er „kein Problem mit einem vorzeitigen Kohleausstieg in Deutschland“. Die Kohlendioxidemissionen müssten gesenkt werden. Er versicherte zwar, dass Fortum mit niemandem über den Verkauf von Teilen des Uniper-Geschäftes spreche. Es bleibt aber fraglich, ob die Finnen diesen Worten Taten folgen lassen. Zumal Lundmark erklärte, dass der politische Druck auf Kohle auch künftig anhalten werde.
Stopp beachten
Fortum steht vor intensiven Gesprächen mit Uniper. Es bleibt offen, ob es zur Zerschlagung kommt, oder ob Fortum wirklich nur als stiller Investor einsteigt. Sollte sich eine Chance ergeben, dürfte RWE aber bereit stehen. Finanzielle Mittel könnten auch durch den Verkauf von Anteilen an der Tochter Innogy generiert werden. Spekulative Anleger setzen auf steigende Strompreise und die mögliche Einführung eines Kapazitätsmarktes. Der enge Stopp bei 19,00 Euro sollte aber beachtet werden.