Mit dem milliardenschweren Innogy-Deal haben E.on und RWE die deutsche Energielandschaft durcheinandergewirbelt. Erstmals nach dem Abschluss präsentiert mit RWE am Donnerstag nun einer der Versorger seine Zahlen. Die Auswirkungen des Innogy-Deals dürften noch gering sein – die guten Nachrichten kommen vielmehr aus Großbritannien.
Nachdem die EU die Zerschlagung der Tochter Innogy im September genehmigt hat, wird RWE zum Ökostromproduzenten. Mit den erneuerbaren Energien von Innogy und E.on wird der DAX-Konzern zu einem der international führenden Unternehmen beim Ökostrom - bei Strom aus Windkraftanlagen auf See rangiert RWE nach eigenen Angaben sogar weltweit auf Platz 2. Der Ex-Rivale E.on übernimmt von Innogy die beiden Sparten Netze und Vertrieb.
In Deutschland produziert RWE derzeit aber noch viel Strom aus der als besonders klimaschädlich geltenden Braunkohle. Das soll sich in den nächsten Jahren ändern. Der Energiekonzern RWE will bis zum Jahr 2040 klimaneutral werden. Neben Strom aus Wind und Sonne will der Energieriese künftig auf Biomasse und auf „grünes“ Gas setzen.
Das gute Ergebnis im ersten Halbjahr war wesentlich getrieben vom Energiehandel, der allerdings sehr schwankungsanfällig ist. Uniper teilte am Dienstag gerade bei der Vorlage seiner Quartalszahlen mit, dass der globale Handel im wesentlichen mitverantwortlich für den Rückgang des operativen Ergebnisses im dritten Quartal war.
Großbritannien macht Hoffnung
Positive Effekte erwartet RWE im vierten Quartal aus Großbritannien. Der Energiekonzern erhält nach der EU-Entscheidung im Oktober wieder Zahlungen aus dem britischen Kapazitätsmarkt. Der Energiekonzern Uniper hatte aus diesem Grund in dieser Woche bereits seine Ziele für das laufende Jahr angehoben. Mit diesem Modell des Kapazitätsmarktes entlohnt Großbritannien die Stromproduzenten, wenn sie Kapazitäten für Stromengpässe bereithalten. Diese Regelung für staatliche Beihilfen war im November vergangenen Jahres nach einer richterlichen Entscheidung ausgesetzt worden. Die EU-Kommission wollte prüfen, ob der Kapazitätsmarkt mit den EU-Vorschriften und Leitlinien für staatliche Beihilfen vereinbar ist. Das hat die EU nun im Oktober in Brüssel bejaht.
Im Braunkohlebereich ging die Stromproduktion im ersten Halbjahr zurück. Hintergrund ist der andauernde Rodungsstopp im Hambacher Forst, wo RWE mehr Kohle fördern wollte.
Ziele des Unternehmens
RWE selbst rechnet im Kerngeschäft für 2019 mit einem bereinigten operativen Ergebnis (EBITDA) von 1,4 bis 1,7 Milliarden Euro. Das bereinigte Nettoergebnis soll zwischen 500 und 800 Millionen Euro liegen. Die Zahlen beziehen sich auf „RWE alleine“. Innogy wird nicht mehr konsolidiert.
Die RWE-Aktie hat sich zuletzt stark entwickelt. Der Versorger gilt als Gewinner des Megadeals um Innogy. Zuletzt hat der DAX-Titel allerdings eine Verschnaufpause eingelegt. Fallen die Zahlen gut aus, könnte dies neuen Schwung bringen. Anleger lassen die Gewinne laufen.
(Mit Material von dpa-AFX)