Mit einem historischen Schulterschluss wollen das Ölkartell OPEC und andere Förderländer die Preise für Rohöl weiter nach oben treiben und einigten sich auf eine weitere Kürzung der Ölförderung um 558.000 Barrel am Tag. Der Ölpreis zieht kräftig an – und mit ihm die Aktien von Royal Dutch Shell oder auch Gazprom.
Die Entschlossenheit, mit der aktuell nahezu alle Ölfördernationen den Ölpreis nach oben drücken wollen, überrascht die Markteilnehmer. So will etwa Russland als aktuell größter Ölproduzent allein 300.000 Barrel weniger produzieren. Allerdings werde die Drosselung allmählich beginnen und erst im April oder Mai den vollen Umfang erreichen, sagte der russische Energieminister Alexander Nowak der Agentur Tass.
Die Maßnahme unterstützt die jüngst von der OPEC beschlossene eigene Kürzung ihrer Produktion um 1,2 Millionen Barrel am Tag im ersten Halbjahr 2017. Die Opec-Produktion soll künftig bei 32,5 Millionen Barrel liegen. Insgesamt haben sich nun mehr als 20 Länder entschieden, weniger Öl zu fördern. Mit diesen Schritten dürfte der Preis für Benzin und Heizöl zumindest kurzfristig weiter steigen.
"Das ist ein wahrhaft historisches Ereignis", sagte Nowak. Noch nie habe es so eine breite Allianz von Opec und weiteren Ölförderländern gegeben. Die beteiligten Länder repräsentierten mehr als die Hälfte der weltweiten Öl-Produktion. Die Vereinbarung lege den Grundstein für eine langfristige Kooperation. Der saudische Ölminister Chalid al-Falih sagte, die Maßnahme diene nicht nur Produzenten und der Öl- und Gasindustrie, sondern auch der Weltwirtschaft.
Kürzungen sollen überwacht werden
Der Einladung der OPEC waren neben Russland auch Mexiko, Kasachstan, Aserbaidschan, Bahrain, Malaysia, Brunei, Oman, der Sudan und Süd-Sudan gefolgt. Bolivien nahm teil, legte sich aber nicht auf eine Reduzierung fest. Die Förderkürzungen sollen von einem gemeinsamen Komitee aus fünf Opec- und Nicht-Opec-Ländern überwacht werden. Bei einer gegenwärtigen Rekordförderung von 11,2 Millionen Barrel Rohöl täglich bleibt Russland auch nach der Drosselung auf hohem Niveau. "Weil staatliche wie private Firmen betroffen sind, kann es nur um eine freiwillige Reduzierung gehen", sagte Minister Nowak. Die Moskauer Regierung habe aber bereits mit Firmen gesprochen und werde dies auch weiter tun.
Schon nach dem Opec-Beschluss vom 30. November hatte sich Öl deutlich verteuert. Das Nordsee-Öl der Sorte Brent stieg um rund 15 Prozent auf fast 55 Dollar pro Barrel. Es ist seit 2008 das erste Mal, dass die Opec wie auch andere Ölförderländer gemeinsam eine Förderkürzung beschließen. Alle leiden unter dem seit 2014 stark zurückgegangenen Ölpreis, der von mehr als 100 Dollar auf zwischenzeitlich etwa 30 Dollar zu Jahresbeginn 2016 eingebrochen war.
Die Vereinbarung wird nach Überzeugung von Analysten den Ölpreis kurzfristig steigen lassen. Allerdings erwarten Experten mittelfristig keine deutliche Verteuerung. Selbst mit den Kürzungen - sollten sie überhaupt Bestand haben - sei im ersten Halbjahr zu viel Öl auf dem Markt, so ein Experte des Forschungsunternehmens JBC. "An den Zapfsäulen bedeutet der heutige Schritt mittelfristig nur einige Cent mehr", so der Experte weiter.
Energieaktien weiter gefragt.
Der Ölpreis ist durch den Beschluss vom Wochenende weitere fünf Prozent gestiegen und hat ein neues Kaufsignal generiert. Dies hilft natürlich auch den Aktien von Shell und Gazprom. Mutige können beim russischen Erdgasriesen zugreifen, konservative Anleger sollten eher auf Shell setzen.
(Mit Material von dpa-AFX)