Am kommenden Freitag (15. Juni) wagt mit dem Online-Möbelhändler Home24 eine weitere Beteiligung von Rocket Internet den Sprung aufs Börsenparkett. Parallel dazu laufen auch die Vorbereitungen für einen Börsengang des Kochboxen-Anbieters Marley Spoon, an dem Rocket ebenfalls beteiligt ist. Die Start-up-Schmiede selbst hat derweil die "schwarze Null" fest im Visier.
In der nächsten Woche ist es soweit: Mit Home24 wird innerhalb eines Jahres bereits die dritte Beteiligung von Rocket Internet (Anteil rund 43 Prozent) den Gang an die Börse wagen. Die Platzierung soll zu 19,50 bis 24,50 Euro je Aktie erfolgen und zwischen 150 Millionen und 172,5 Millionen Euro in die Kasse spülen – Geld, das für Schuldentilgung, Investitionen und Marketing ausgegeben werden soll.
Bei den angebotenen Aktien handelt es sich ausschließlich um Papiere aus einer Kapitalerhöhung. Die bisherigen Anteilseigner werden keine Aktien verkaufen. Insgesamt wird Home24 beim Börsengang mit 530 bis 650 Millionen Euro bewertet. Wegen des schwachen Wachstums und hoher Verluste hatte sich die Bewertung bei der letzten Finanzierungsrund im September 2016 zwischenzeitlich von zuvor 981 Millionen auf 420 Millionen Euro mehr als halbiert.
Der Online-Möbelhändler ist in sieben europäischen Ländern und Brasilien aktiv und hat nach eigenen Angaben über eine Million aktive Kunden pro Monat. Im Geschäftsjahr 2017 hat Home24 einen Umsatz von 276 Millionen Euro und einen operativen Verlust (bereinigtes EBITDA) von 22 Millionen Euro ausgewiesen. Gemessen am bereinigter EBITDA will der Vorstand auf Gruppenebene innerhalb der nächsten 18 Monate die Gewinnschwelle erreichen.
Die Zeichnungsfrist endet am Mittwoch (13. Juni), zwei Tage später sollen die Aktien dann erstmals im Prime Standard an der Frankfurter Börse gehandelt werden.
Auch Marley Spoon bringt sich in Stellung
Auch der Kochboxen-Anbieter und HelloFresh-Konkurrent Marley Spoon, an dem Rocket zuletzt mit 23,4 Prozent beteiligt war, bereitet sich auf den Börsengang vor. Das IPO soll am 2. Juli an der Australian Securities Exchange (ASX) in Sydney zu einer Bewertung von umgerechnet rund 130 Millionen Euro erfolgen. Der angestrebte IPO-Erlös von 70 Millionen Australischer Dollar (rund 45 Millionen Euro) soll vor allem in weiteres Wachstum und den Ausbau der Kundenbasis fließen.
Auf ein öffentliches Angebot verzichtet das Unternehmen dabei allerdings – die Aktien werden in erster Linie institutionellen Investoren in Australien angeboten. Zudem dürfen die bisherigen Gesellschafter im Zuge des Börsengangs keine Aktien verkaufen. Sie werden nach dem IPO noch 66 Prozent der Anteile halten.
Dass der Börsengang in Australien erfolgen soll, obwohl Marley Spoon seinen Hauptsitz in Berlin hat, erklärt CEO Fabian Siegel so: Mit 37 Prozent des Umsatzes sei Austalien knapp vor den USA und Europa der größte Markt für das Start-up, zudem habe man dort bereits den Break-even geschafft. Im zweiten Halbjahr 2018 soll das Unternehmen dort profitabel sein.
Insgesamt hat Marley Spoon 111.000 aktive Kunden in Deutschland, Österreich, Belgien, Australien, den Niederlanden und den USA. Im laufenden Jahr soll der Umsatz auf 93 Millionen Euro steigen – von 53,2 Millionen Euro im Gesamtjahr 2017. Der operative Verlust (EBIT) auf Gruppenebene soll vom zuletzt 28 Millionen auf 24,9 Millionen Euro sinken.
Rocket Internet will „schwarze Null“
Während deutsche Privatanleger am Marley-Spoon-IPO ohnehin nicht direkt teilnehmen können, wäre bei Home24 eine Zeichnung zwar möglich, nach Einschätzung des AKTIONÄR drängt sich ein sofortiger Einstieg allerdings nicht auf. Stattdessen sollten Anleger die häufig turbulenten ersten Handelstage an der Seitenlinie verfolgen.
Weiterhin einen Blick wert ist dagegen die Aktie von Rocket Internet. Anders als bei den Börsengängen von Delivery Hero und HelloFresh fließt der Start-up-Schmiede bei den IPOs von Home24 und Marley Spoon zwar kurzfristig kein Geld zu. Mit zuletzt rund 2,6 Milliarden Euro hat Rocket aber ohnehin genug Cash für weitere Investitionen und Neugründungen auf der hohen Kante. Vor allem die Bereiche Software, Fintech und Künstliche Intelligenz stehen dabei im Fokus.
Operativ sieht sich Firmenchef Oliver Samer auf einem guten Weg: „Wir wollen durch die schwarze Null kommen“, sagte er am Freitag bei der Hauptversammlung. Im vergangenen Jahr war dieses Ziel nur knapp verfehlt worden.
Aktie „völlig unterbewertet“
Nach Einschätzung von Berenberg-Analystin Sarah Simon ist die Rocket-Aktie „völlig unterbewertet“ – das Unternehmen haben „über 100 Chancen“, die der Markt ignoriere. Entsprechend hat sie ihre Kaufempfehlung bestätigt und das Kursziel von 53 Euro bestätigt. Dies entspricht einem Kurspotenzial von über 100 Prozent.
Auch beim AKTIONÄR steht die Aktie vom Rocket Internet mit einem Kursziel von 30 Euro und einem Stopp bei 19 Euro auf der Empfehlungsliste.