Die Aktien chinesischer Tech-Unternehmen ziehen am Dienstag steil nach oben und bauen die Gewinne der Vortage kräftig aus. Anleger reagieren mit den Käufen offenbar auf die Reformbemühungen Pekings für Internetkonzerne. Doch nicht alle Aktien profitieren vom neuen Regelwerk.
DER AKTIONÄR berichtete bereits am Vortag über den neuen gesetzlichen Rahmen im chinesischen Internet und offenbar rechnen viele Anleger mit negativen Auswirkungen auf die operativen Geschäfte der beiden dominierenden Unternehmen, Alibaba und Tencent. Zwar tendieren die Aktien beider Firmen am Dienstag mit Aufschlägen von 1,6 Prozent beziehungsweise 2,1 Prozent ebenfalls durchaus freundlich. Gemessen an der Kursrallye bei Baidu, Netease, Weibo und etlichen anderen Firmen reicht die Performance der Schwergewichte jedoch nicht heran.
Baidu schießt dabei unter den größeren Tech-Titeln den Vogel ab und knackte im frühen Handelsverlauf sogar die Marke bei 300 Dollar. Aktuell notiert das Papier bei 297 Dollar rund 7,8 Prozent fester. Zuletzt war es vor allem die E-Auto-Fantasie, die sich als Katalysator für höhere Kurse erwies. Auf dem aktuellen Niveau notiert Baidu ebenso auf Allzeithoch wie der Gaming- und Musikstreaming-Anbieter Netease (132 Dollar; +6,7%).
Unter den Nebenwerten finden die Aktien von Weibo (Kurznachrichtendienst), Momo (Dating-App), YY (Live Videos) und Baozun (E-Commerce-Enabler) heute viel Beachtung. Bei Weibo (55,58 Dollar; +5,5%) sieht DER AKTIONÄR insbesondere charttechnische Gründe für den Kursanstieg. Die Aktie – eigentlich ein klassischer Pandemie-Gewinner – bewegte sich 2020 kaum und hat erst in den letzten Wochen an Schwung gewonnen. Steigt die Aktie über 55 Dollar, ist die seit Mitte 2019 andauernde Bodenbildungsphase abgeschlossen.
Auf einen Turnaround spekulieren Anleger offenbar auch bei Momo. Dating-Apps ziehen im Lockdown Millionen Nutzer an, trotzdem kam Momo (17,23 Dollar; +4%) lange nicht vom Fleck. Das ändert sich gerade und die Aktie versucht sich an einem Anlauf Richtung 20 Dollar.
Spannend ist auch die Entwicklung bei der Live-Video-Plattform YY. Die Aktie ist seit Ende Januar um rund 30 Prozent im Wert gestiegen und schoss am Montag auf in der Spitze 130 Dollar. Sogar um 40 Prozent in die Höhe ging es zuletzt für Baozun, die es internationalen Brands ermöglichen, im chinesischen Internet Geschäfte zu machen.
Der Kursaufschwung bei China-Aktien am Dienstag ist umso bemerkenswerter, da die führenden US-Indizes am Dienstag im Minus rangieren. Baidu bleibt auf der Empfehlungsliste des AKTIONÄR, jedoch könnte es nach dem schnellen Anstieg um 30 Prozent zu einer Konsolidierung kommen. Insgesamt bleibt DER AKTIONÄR positiv für chinesische Internetaktien eingestellt.