Davon wurde sogar der Medienkonzern selbst überrascht: ProSiebenSat.1 hat das vergangene Jahr wider Erwarten etwas besser abgeschlossen als gedacht. Grund sind neben der erwarteten positiven Geschäftsentwicklung verschiedene kleinere und nicht wiederkehrende Ergebniseffekte, die sich im Rahmen der Erstellung des Konzernabschlusses ergeben haben. Die Pro7-Aktie springt am Abend hoch.
Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 hat sich mit dem Gewinnanstieg im vierten Quartal selbst positiv überrascht. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sei von 303 Millionen Euro im entsprechenden Vorjahresquartal auf 335 Millionen Euro gestiegen, teilte das Unternehmen am Dienstagabend in einer Adhoc-Mitteilung mit. Grund sind den Angaben zufolge neben der erwarteten leicht positiven Geschäftsentwicklung verschiedene kleinere und nicht wiederkehrende Ergebniseffekte, die sich im Rahmen der Erstellung des Konzernabschlusses ergeben haben.
Im vierten Quartal verdiente der Fernsehkonzern dadurch operativ 33 Millionen Euro mehr als ein Jahr zuvor. Der Umsatz schrumpfte um elf Prozent auf 3,85 Milliarden Euro und lag damit wie erwartet unter 3,95 Milliarden.
Der Umsatz bewegte sich im vierten Quartal wie erwartet mit 1,28 Milliarden Euro in etwa auf Vorjahreshöhe. Die Nettofinanzverschuldung sank von 1,61 Milliarden Euro per 31.12.2022 auf 1,55 Milliarden Euro.
Prognose leicht nach oben angepasst
Für 2024 rechnet ProSiebenSat.1 zwar weiterhin mit einem bereinigten Ebitda auf Vorjahresniveau. Durch den unerwartet deutlichen Anstieg im vierten Quartal fällt diese Größe aber auch im Gesamtjahr etwas höher aus als bisher gedacht. So erwartet das Unternehmen 2024 nun ein bereinigtes Ebitda von 525 bis 625 Millionen Euro. Den vollständigen Geschäftsausblick will das Unternehmen wie geplant am 7. März vorlegen.
Finanzvorstand Martin Mildner zeigte sich zufrieden: "Wir haben das Jahr 2023 gut abgeschlossen. Im entscheidenden vierten Quartal lagen unsere Werbeerlöse in der DACH-Region leicht über Vorjahresniveau". Zugleich griffen die Einsparungen. "Das stimmt uns zuversichtlich für 2024, auch wenn das Konjunkturumfeld herausfordernd bleibt"" betonte Mildner laut Reuters.
Anleger zeigten sich hocherfreut. Die ProSiebenSat.1-Aktie legte im nachbörslichen Geschäft auf der Handelsplattform Tradegate in einer ersten Reaktion um rund sieben Prozent im Vergleich zum Xetra-Schluss zu auf zeitweilig 6,12 Euro (siehe Chart). Zum Xetra-Schluss stand der SDAX-Wert noch bei 5,62 Euro.
Was will Berlusconi?
Derweil hält der italienische Großaktionär MFE den Druck auf den Medienkonzern hoch. Während der ProSieben-Konzern versucht, den Abbau von gut 400 Jobs, eine Restrukturierung und die Folgen der Konjunkturflaute zu managen, fordert der Berlusconi-Konzern MediaForEurope (MFE) ein rasches Handeln. "Es braucht konkrete und definitive Entscheidungen", sagte MFE-Chef Pier Silvio Berlusconi, Anfang Februar auf einer Pressekonferenz. ProSiebenSat.1 müsse auf das Kerngeschäft Unterhaltung setzen und das übrige Geschäft verkaufen oder Werte für die Aktionäre zu schaffen.
MFE hält aktuell 26,6 Prozent der Stimmrechte, einschließlich Optionen sind es 28,9 Prozent. Ab 30 Prozent müssten die Italiener ein Übernahmeangebot für den Münchener Medien-Konzern machen. Tatsächlich könnte 2024 ein Jahr der Entscheidungen werden.
JPMorgan senkt Kursziel
Am Dienstag-Morgen noch hatte die US-Bank JPMorgan das Kursziel für ProSiebenSat.1 von 10,00 auf 9,20 Euro gesenkt und die Einstufung auf "Neutral" belassen. Europas Fernsehkonzerne hätten trotz des makrokönomischen Gegenwinds zwar einige Fortschritte gemacht, schrieb Analyst Daniel Kerven in einer aktuellen Branchenstudie. Für ProsSieben.Sat1 sagte er für das erste Halbjahr 2024 aufgrund relativ niedriger Vorjahreszahlen ein Wachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich voraus. Angesichts des schwierigeren Vorjahresvergleichs in der zweiten Jahreshälfte seien für eine nachhaltige Erholung aber mehr gesamtwirtschaftlicher Schwung, gestärktes Investorenvertrauen und eine bessere Geschäftsentwicklung des Medienkonzerns nötig.
Auch DER AKTIONÄR bleibt zurückhaltend gegenüber der Aktie von ProSiebenSat.1. Zwar versucht sich der Kurs aktuell wieder an der 50-Tage-Linie, die bei 5,79 Euro verläuft. Aber erst oberhalb des GD200 bei 6,88 Euro würde sich auch die charttechnische Situation bessern. Anleger warten daher weiterhin an der Seitenlinie ab.
(Mit Material von dpa-AFX)
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