Kommt nun doch das vielfach erwartete Übernahme-Angebot aus Italien? Offenbar hat die Mediengruppe MediaForEurope (MFE) bei UniCredit nach einem Milliarden-Kredit gefragt. Die im SDAX gelistete Aktie von ProSiebenSat.1 Media springt jedenfalls nach einem Medien-Bericht aus Italien prozentual zweistellig nach oben.
Eine Übernahme der Mediengruppe ProSiebensat.1 durch den italienischen Rivalen MediaForEurope rückt einem Zeitungsbericht zufolge näher. Der von der Familie Berlusconi kontrollierte Fernsehkonzern habe die UniCredit Bank damit beauftragt, einen Konsortialkredit über 3,4 Milliarden Euro zu arrangieren, berichtete die Zeitung Il Messaggero am Mittwoch. Jeweils 567 Millionen Euro würden Deutsche Bank, BNP Paribas, Intesa San
Paolo, Banco BPM und BPER Banca zu dem Übernahmekredit beitragen. Ein Übernahmeangebot sei im nächsten Jahr geplant. MFE
wollte den Bericht nicht kommentieren.
Was Experten etwas stutzen lässt, ist die Höhe des Kredits. ProSiebenSat.1 ist an der Börse derzeit etwa 1,1 Milliarden Euro wert. Der Konzern hat darüber hinaus Schulden in Höhe von 1,6 Milliarden Euro. Vielleicht wolle sich MFE nur Handlungsspielraum verschaffen, mutmaßte ein Händler in Frankfurt.
ProSiebenSat.1 steckt mitten in einer strategischen Umstrukturierung. Randgeschäfte wie das Vergleichsportal Verivox, den Kosmetik-Versender Flaconi oder die Dating-Plattform Parship Meet sollen verkauft werden, um Schulden abzubauen. Beobachter sehen dies als Reaktion auf den Druck der Berlusconi-Familie, die seit längerem einen strikten Fokus auf das Kerngeschäft fordert.
MFE hat in den letzten Monaten die Beteiligung systematisch ausgebaut. Mit 29,99 Prozent liegt sie knapp unterhalb der Übernahmeschwelle. Überschreitet sie die 30 Prozent, müsste den restlichen Aktionären ein Pflichtangebot für die restlichen Anteile gemacht werden. Anschließend könnte ProSiebenSat.1 von der Börse verschwinden.
Am Mittwoch treiben die Gerüchte den Preis der ProSiebenSat.1-Aktie um 13,7 Prozent auf 5,35 Euro. Dabei überwindet der SDAX-Wert auch den Widerstand in Form des September-Tiefs bei 5,20 Euro.
Am gestrigen Dienstag hatten die ProSiebenSat.1-Titel sich bereits etwas vom Tief seit 2009 erholt, auf das sie zu Wochenanfang mit 4,50 Euro gefallen waren. Nachhaltig konnten die Aktien bislang nicht von der immer wieder aufkommenden Übernahmefantasie profitieren. Dem Konzern macht die Ablösung des klassischen Fernsehens durch Streaming-Angebote schwer zu schaffen. Auch Leerverkäufer, die spekulativ auf fallende Aktienkurse setzen, werden bei der Aktie immer wieder als Einflussfaktor genannt.
Gerüchte um ein Übernahmeangebot der Italiener für die Münchner Sender-Gruppe halten sich seit langem. Zuletzt sorgten sie im Oktober für einen Kurssprung der ProSieben-Aktie. Erneut muss man sich allerdings fragen, warum MFE seine möglichen Ambitionen öffentlich macht und so den Kurs nach oben treibt.
Sollte es tatsächlich zu einem (feindlichen) Übernahme-Angebot kommen, dürfte das wohl höher als der aktuelle Börsenwert ausfallen. Wer mitspekulieren möchte, legt sich auf dem aktuell noch recht niedrigen Kursniveau ein paar Stücke ins Depot.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: ProSiebenSat.1 Media.