Nach einer langen Talfahrt kann ProSiebenSat.1 zu Wochenbeginn endlich wieder mit positiven News punkten. Nachdem das Bundeskartellamt bereits am Montag dem Ausbau des Streaming-Bündnisses mit dem US-Sender Discovery zugestimmt hatte, hat sich heute JPMorgan mit einem bullishen Analystenkommentar zu Wort gemeldet. Die Anleger reagieren erleichtert.
Die schwache Entwicklung der Aktien von Fernsehsendern ist für die US-Bank JPMorgan kein Grund, Zweifel an den Aussichten der Branche zu hegen – im Gegenteil: Analyst David Kerven kommt in einer Branchenstudie zu dem Schluss, dass die Bewertungen günstig seien und die Chancen durch Fusionen und Übernahmen unterschätzt werden.
Zu seinen Favoriten im Sektor gehört die Aktie von ProSiebenSat.1, wo er nach dem anhaltenden Kursverfall nun eine hervorragende Einstiegschance sieht. Dank des schnellen Wachstums, hoher Innovationskraft und zahlreichen Vermarktungskanäle rechnet Kerven mit einer Rückkehr zu einem mittleren einstelligen organischen Wachstum. Zudem hob er die außergewöhnlich hohe Dividendenrendite von rund zehn Prozent hervor.
Entsprechend hat der Analyst sein „Overweight“-Rating für den MDAX-Titel bestätigt und den fairen Wert bei 45 Euro belassen. Ausgehend vom aktuellen Kursniveau traut er der ProSieben-Aktie damit in etwa eine Kursverdopplung zu.
Grünes Licht für Streaming-Kooperation
Bereits am Montag hatte die Sendergruppe vom Bundeskartellamt die Freigabe zum Ausbau der Streaming-Kooperation mit der US-Sendergruppe Discovery erhalten. Die Integration der ProSiebenSat.1-Video-Plattform Maxdome und des Eurosport Player von Discovery lasse nicht erwarten, dass das Gemeinschaftsunternehmen 7TV den Markt dominieren werde, erklärte die Behörde.
„Der Markt für bezahltes Video on Demand ist jedoch nach wie vor ein stark expandierender Markt und weist etwa mit Amazon, Netflix, ITunes und auch Sky sowie mit öffentlich-rechtlichen Angeboten potente Wettbewerber auf“, so Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts, in einer Pressemitteilung. Sollten jedoch weitere Inhalte oder Kooperationspartner in das Angebot von 7TV aufgenommen werden, sei dafür eine erneute Prüfung erforderlich.
Der neue ProSieben-CEO Max Conze hat mit große Pläne mit 7TV: Innerhalb der ersten zwei Jahre soll die Nutzerzahl auf zehn Millionen steigen. Im Bestreben, einen „deutschen Champion“ zu schaffen, hatte Conze auch RTL, ARD und ZDF eingeladen, sich an der Streaming-Plattform zu beteiligen.
Aktie auf der Watchlist – Trading-Chance für Mutige
Strukturelle Probleme im wichtigen Werbegeschäft haben die Aktie von ProSiebenSat.1 in den letzten Monaten immer wieder belastet. Erst Anfang Juli war der Kurs bei 21,32 Euro auf den tiefsten Stand seit über fünf Jahren gefallen. Zwar kann er sich am Dienstag von diesem Tief absetzen, der Abwärtstrend ist jedoch weiterhin intakt. Langfristig orientierte Anleger sollten daher weiterhin an der Seitenlinie bleiben. Trader können nach dem deutlichen Abverkauf der vergangenen Monate jedoch auf eine überfällige, technische Erholung spekulieren.