ProSiebenSat.1 nimmt den boomenden Gaming-Markt ins Visier und gründet ein Joint-Venture mit der ESports.com AG. Aus deren gleichnamiger Website soll die führende Plattform für E-Sport im deutschsprachigen Raum werden. Der Markt für professionelles Gaming wächst stark, doch die Anleger zeigen sich von den Plänen zunächst wenig beeindruckt.
„Im asiatischen Raum ist E-Sports bereits heute ein Massenphänomen, in Deutschland wird der Markt in den kommenden Jahren stark wachsen. Aus diesem Grund intensivieren wir unser Engagement und holen mit ESports.com einen starken Partner an unsere Seite“, kommentierte ProSieben-Vize-Chef Conrad Albert den Zusammenschluss.
Das Thema passe strategisch hervorragend ins Portfolio des Medienkonzerns, da dadurch das Entertainment-Angebot damit weiter ausgebaut, zusätzliche Vermarktungsflächen geschaffen und die digitale Reichweite über neue Zielgruppen vergrößert werde.
Für ProSiebenSat.1 ist E-Sports kein völliges Neuland. Der Sender ProSieben Maxx hat ein wöchentliches E-Sports-Magazin im Programm und überträgt bereits seit Jahren E-Sports-Turniere. Das Interesse der Zuschauer ist da: Bei den Einschaltquoten liege das Magazin über dem Senderdurchschnitt, sagte 7Sport-Chef Zeljko Karajica dem Handelsblatt.
Profi-Gaming boomt
In das Gemeinschaftsunternehmen wird der Medienkonzern die Expertise der 7Sports-Sparte in der Produktion und Vermarktung von Sportinhalten einbringen. Auf Grundlage der bereits bestehenden Online-Plattform esports.com des Partners soll so ein komplettes Ökosystem rund um das Thema entstehen. Dazu soll unter anderem auch die Ausstrahlung von E-Sport-Sendungen und Events, die die Veranstaltung eigener E-Sports-Turniere, der Aufbau von E-Sports-Ligen sowie das Management von Profi-Sportlern und –Teams gehören.
Quelle: Statista
Professionelles Gaming gilt als das am stärksten wachsende Segment im Sport- und Entertainmentbereich und begeistert weltweit Millionen Fans – längst nicht mehr nur Hardcore-Gamer. Laut Deloitte soll der Branchenumsatz bis 2021 global auf 1,3 Milliarden Dollar steigen. Hierzulande sollen sich die Umsätze von 70 Millionen Euro im Vorjahr auf 130 Millionen Euro im Jahr 2020 beinahe verdoppeln.
Aktie nahe am Mehrjahrestief
Für ProSiebenSat.1 ist es also durchaus attraktiv, auf diesen Trend zu setzen. Um den angeschlagenen Konzern wieder auf die Erfolgsspur zu bringen und die im November präsentierten Wachstumsziele für die kommenden Jahre zu erreichen, wird Vorstandschef Max Conze künftig allerdings schwerer Geschütze auffahren müssen.
Bei den Anlegern kann er mit der angekündigte E-Sports-Offensive zunächst nicht punkten. Nach der kurzen Erholung vom Vortag steuert der Kurs am Donnerstagnachmittag erneut das 6-Jahres-Tief bei 15,82 Euro vom Wochenbeginn an. Der Chart präsentiert sich damit weiterhin desolat, weshalb die Aktie derzeit nicht auf der Empfehlungsliste des AKTIONÄR steht.