Heute Vormittag noch stand die Aktie von ProSieben bei 8. Jetzt taumelt sie Richtung 7 Euro. Ein rapider Kursverfall. Hintergrund ist die Aussage von MFE-Finanzchef Marco Giordani, man sei derzeit nicht an einer Übernahme der Münchener Sendergruppe interessiert. Ehrlich? Wie viel ist die Aussage des Italieners wert?
Die Aktie der Münchener Sendergruppe ProSiebenSat.1 ist in den zurückliegenden Wochen hoch geflogen. Heute folgt der Absturz. Das Papier fällt von 8,00 Euro im frühen Handel auf nun 7,24 Euro. Ein Intraday-Verlust von beinahe zehn Prozent ausgehend vom Hoch. Der Grund? Soll eine Aussage von MFE-Finanzchef Marco Giordani. Er sagt, MFE sei derzeit nicht an einer Übernahme von ProSieben interessiert. MFE? Das ist Berlusconis Gruppe, die knapp 30 Prozent der ProSieben-Aktien hält.
Showdown steht bevor
MFE betrachte ProSieben als langfristiges Investment, erklärte Giordani weiter. "Wer es glaubt...", könnte man entgegnen. MFE pocht auf der kommenden Hauptversammlung Ende des Monats auf die Zerschlagung des Unternehmens. Nicht etwa, um die Werte zu heben, sondern um den Senderteil günstiger einsammeln zu können. Dazu soll das Management der Münchener die Aufspaltung in Medien- und E-Commerce-Geschäft vorantreiben und Nicht-Kerngeschäft-Aktivitäten wie Verivox oder Flaconi an die Börse bringen.
Vorbereitungen für Übernahme ohne Grund?
Die Aussagen von Giordani stehen im Widerspruch zu Medienberichten. So berichtete etwa die Nachrichtenagentur Reuters unter Verweis auf mit der Sache vertraute Personen, MFE habe bei diversen Banken angefragt, ob sie bei einer Übernahme als Finanzierungspartner zur Verfügung stünden. Diese sollen ihre Bereitschaft signalisiert haben.
Die Aussage des MFE-Finanzchefs sollte nicht überbewertet werden. Salopp gesagt: Was soll der Mann auch wenige Tage vor der kritischen Hauptversammlung am 30. April anderes sagen, als dass eine Übernahme nicht geplant sei? Eine Aussage in die andere Richtung würde den Aktienkurs katapultartig in die Höhe schnelle lassen. Und das ist das letzte, was ein potenzieller Käufer möchte. Der aufgebaute Anteil von knapp 30 Prozent, die Gespräche mit Banken, die Rufe nach einer Aufspaltung - all das spricht klar für konkrete Übernahmepläne. Mit dem heutigen Versuch den Kurs zu drücken könnte MFE somit nur die nächste Stufe im Kampf um ProSieben gezündet haben. DER AKTIONÄR spekuliert mit einem Derivat in seinem Hebel-Depot auf eben dieses Szenario.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: ProSiebenSat.1 Media.
Der Chefredakteur dieser Publikation, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: ProSiebenSat.1 Media.
Derivate auf ProSiebenSat.1 Media befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.