Porsche-Chef Oliver Blume blickt mit Vorsicht auf das Jahr 2024. Der Manager stellte am Dienstag nur eine Marge zwischen 15 und 17 Prozent in Aussicht. Damit lag Porsche weit unter den Erwartungen der Analysten. Diese hatten im Vorfeld im Schnitt mit einer Bandbreite zwischen 16 und 18 Prozent gerechnet. Der Schock war allerdings schnell verdaut. Das Übergangsjahr 2024 wurde abgehakt, der Blick nach vorne gerichtet. Das reichte, um die Aktie über 8 Prozent ins Plus zu schicken. Wie geht es mit der Aktie der Porsche AG weiter?
Die Anleger hatten sich schnell damit abgefunden, dass 2024 angesichts vieler Modellwechsel ein Übergangsjahr wird. Zudem hatten die Aktien zuletzt bereits binnen weniger Tage um rund 12 Prozent korrigiert und damit den Erwartungsdruck verringert.
In diesem Jahr bringt Porsche neue Versionen des Panamera und des Elektrosportwagens Taycan sowie den lange erwarteten vollelektrischen Macan auf den Markt. Zudem startete bereits spät im Jahr 2023 der neue Cayenne, das meistverkaufte Modell der Zuffenhausener. Auch der Sportwagenklassiker 911 wird im Frühsommer aufgefrischt. Porsche hatte bereits angedeutet, dass die zeitversetzten und gestaffelten Produktanläufe herausfordernd sein würden.
Analyst Jose Asumendi von JPMorgan rechnet damit, dass Absatz und Ergebnis im zweiten Halbjahr wieder in Gang kommen und der Modellwechsel dann im kommenden Jahr voll durchschlägt. Auch George Galliers von Goldman Sachs bleibt entspannt. Für die langfristige Anlegestory seien der Erfolg der Modellerneuerungen und hohe Qualitätsstandards entscheidend, auch wenn sie kurzfristig Geld kosteten. Goldman Sachs-Analyst Galliers sieht Potenzial für die Aktie bis 103 Euro.
Renditeziel: 20 Prozent
Denn Mittel- und langfristig hält Porsche an seinen Renditezielen fest. Porsche visiert in der mittleren Frist 17 bis 19 Prozent Marge an, langfristig soll sie sogar auf über 20 Prozent klettern. Die Spitze bei den Ausgaben für Sachinvestitionen und für Forschung und Entwicklung werde Porsche in den Jahren 2025 oder 2026 erreichen.
Um langfristig die Marge deutlich zu steigern, hatte Porsche vor rund einem Jahr ein neues Ergebnisprogramm aufgesetzt. "Wir nehmen auch hier viel Geld in die Hand, um neue Erlösquellen zu erschließen", sagte Finanzchef Lutz Meschke. Dazu gehören den Angaben zufolge besonders exklusive Angebote und Services.
Porsche will in der Produktion weiter flexibel bleiben und Verbrenner, Plugin-Hybride und Vollelektroautos gleichzeitig bauen können. Vergangenes Jahr stieg der Anteil vollelektrischer Fahrzeuge um 1,5 Prozentpunkte auf 12,8 Prozent an. Dieses Jahr soll er sich mit dem neuen Macan weiter erhöhen. Mitte des Jahrzehnts sollen perspektivisch ein vollelektrischer 718 hinzukommen sowie ein Elektro-SUV, das über dem Cayenne positioniert ist und damit hohe Verkaufspreise liefern soll.
Absatzschwäche in China
Porsche muss aber auch die Absatzschwäche in China in den Griff bekommen. Zuletzt gingen die Verkäufe im wichtigsten Automarkt der Welt um 17 Prozent zurück.
Blume führte aus, dass das Wirtschaftsumfeld dort insbesondere wegen der Immobilienkrise im Land ein Problem für Porsche sei. Viele wohlhabende Chinesen hätten in den Sektor investiert und daher Geld verloren. Mit der Verschiebung von Mengen auf andere Regionen habe das Unternehmen die Verkäufe insgesamt dennoch steigern können. Porsche hatte die Produktion für China im Angesicht der Probleme gedrosselt.
Ende 2024 oder 2025 soll sich das Umfeld in China nach Ansicht des Managements wieder verbessern. Mit den neuen Elektroprodukten stoße Porsche in China in attraktive Marktnischen, in denen das Unternehmen auch die ungeliebten Rabattschlachten nicht mitmachen müsse, stellte Blume in Aussicht. Der Manager hatte bereits mehrfach klargemacht, dass Porsche Rentabilität über die Absatzmenge stellt.
Bleibt noch die Diskussion rund um die Doppelfunktion von Porsche-Chef Oliver Blume, der gleichzeitig auch Vorstand des VW-Konzerns ist.
"Nach meiner Einschätzung war es ein Fehler von Blume an der Doppelfunktion Porsche CEO und VW CEO festzuhalten."
„Nach meiner Einschätzung war es ein Fehler von Blume an der Doppelfunktion Porsche CEO und VW CEO festzuhalten. Es könnte durchaus sein, dass der Druck größer wird, die beiden Funktionen zu trennen. Je länger er in der Doppeltrolle ist, umso eher verschleißt er sich“, kritisiert Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer.
Porsche-Chef Oliver Blume enttäuschte mit einem schwachen Ausblick Anleger und Analysten. Das wurde allerdings schnell abgehakt. 2024 wurde als Übergangsjahr akzeptiert, 2025 soll es wieder aufwärts gehen. DER AKTIONÄR bleibt langfristig von der Porsche-Strategie überzeugt. Durch die neuen Modelle eMacan, Panamera und Cayenne wird Porsche seine Produktpalette in den nächsten Jahren Stück für Stück elektrifizieren.
Das Kurs-Umsatz-Verhältnis beträgt 1,5, das KGV lautet 15. Konkurrent Ferrari kommt auf Multiple von über 8 (KUV) beziehungsweise 44 (KGV). Mit Blick auf eine deutliche Belebung von Umsatz und Ergebnis im Jahr 2025 sind mittelfristig Kurse um 120 Euro durchaus drin.
(Mit Material von dpa-AFX).
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Aktien der Porsche AG befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Porsche AG .