Viele Analystenhäuser haben nach der enttäuschenden Prognose von PayPal ihre Schätzungen nach unten gesenkt und die Kursziele gekappt. Vom Zahlen-Schock haben sich die Anleger jedoch wieder etwas erholt. Die PayPal-Aktie legte in den vergangenen fünf Handelstagen sogar 3,5 Prozent zu und steht kurz vor einem charttechnischen Kaufsignal. Kurzfristig könnten sich dadurch Chancen ergeben – mittelfristig bleibt die Lage jedoch düster.
PayPal hat Anfang Oktober sowohl für das erste Quartal als auch das neue Geschäftsjahr eine enttäuschende Prognose ausgegeben. So soll 2024 beispielsweise der Gewinn je Aktie mit 5,10 Dollar nur auf Vorjahresniveau verharren (erwartet waren 5,51 Dollar) und auf ein Jahresziel beim Umsatz wurde sogar gänzlich verzichtet.
Immerhin bemüht sich das Managements, den Personalbestand zu reduzieren und gleichzeitig die Investitionen in neuere Payment-Produkte zu verstärken, um die langfristige Kostenstruktur und die Wettbewerbsposition zu verbessern. Bis sich diese Anpassungen in den Ergebnissen widerspiegeln werden, dürften jedoch einige Quartale vergehen.
2024 dürfte also ein Jahr werden, in dem keine großen positiven Signale bei der Entwicklung des Nettotransaktionsvolumens zu erwarten sind. Das Makro-Umfeld ist schlichtweg nicht gerade vielversprechend.
Waren die Konsumausgaben im Weihnachtsquartal noch stark mit einem Zuwachs von 5,5 Prozent, brach das Wachstum der US-Konsumausgaben im Januar auf nur 2,2 Prozent und damit auf ein Sechs-Monats-Tief ein. Insbesondere bei den Ausgaben in Restaurants, einem Segment in dem PayPal neben dem E-Commerce-Geschäft gut aufgestellt ist, zeigte sich im Januar nur ein magerer Anstieg von 0,2 Prozent.
Viele Player im Fintech-Sektor legen aktuell den Fokus auf eine höhere Profitabilität. Im Gegensatz zu PayPal kann die Konkurrenz hier jedoch abliefern. So hat beispielsweise Adyen bei der Vorlage seiner Quartalszahlen mit deutlich besser als erwarteten operativen Margen überzeugt.
DER AKTIONÄR sieht bei PayPal Potenzial für ein starkes Comeback – zumal das Unternehmen solide wächst, noch immer der Marktführer im Sektor bleibt und die Aktie historisch günstig bewertet ist. Zudem sind die Investitionen in die langfristigen Wachstumschancen positiv einzuordnen. Auch im Chart steht nach der Erholung vom Zahlenschock ein neues Kaufsignal mit dem potenziellen Durchbruch der 200-Tage-Linie an. Ein Kaufsignal könnte für kurzfristige Bewegung sorgen.
Bevor sich langfristig orientierte Anleger aber wieder auf die PayPal-Aktie einlassen, sollte zumindest fundamental der Trend unterm Strich wieder in die richtige Richtung zeigen. Mittelfristig werden jedoch die Einmalkosten durch die Entlassungen belasten. Es heißt also weiterhin abwarten, bis sich die Makro-Situation deutlich aufhellt oder PayPal wieder klares Gewinnwachstum aufzeigt.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: PayPal.