Rabenschwarze Wochen für PayPal: Seit der Online-Bezahldienst zu Wochenbeginn zwar solide Quartalszahlen, aber einen enttäuschenden Margenausblick präsentiert hat, ist die Aktie um 14 Prozent gefallen. Zwischenzeitlich hat sie sogar ein neues Fünfeinhalbjahrestief markiert. Analyst Dan Dolev von Mizuho hält das aber für übertrieben.
Für die Tatsache, dass der Kurs trotz eines Anstiegs beim Volumen der abgewickelten Transaktionen (TPV) derart eingebrochen ist, macht der Experte vor allem den Rückgang der sogenannten Take-Rate bei den Transaktionen verantwortlich, deren Wert im Jahresvergleich um rund sechs Basispunkte gesunken sei. Gemeint ist damit der prozentuale Anteil, den der Zahlungsdienstleister für die Abwicklung der Transaktion vom Verkäufer erhält.
Das Management selbst habe dies mit einer Verschiebung des Volumen-Mix zugunsten des weniger profitablen Braintree-Geschäfts begründet, das fünfmal schneller wachse als das „Branded-Checkout“-Geschäft, bei dem Händler die PayPal-Bezahlfunktion optisch in ihren Online-Auftritt integrieren können. „Da dies den Rückgang nicht zu 100 Prozent erklärt, sorgen sich viele Anleger um einen breit angelegten Preisdruck in allen Geschäftsbereichen von PayPal“, so Dolev weiter.
Die Investmentbank nennt als Grund für den Rückgang jedoch eine Verschiebung des Geschäfts hin zu größeren Händlern und Regionen mit geringeren Take-Rates. Auf vergleichbarer Basis sei die Preisentwicklung indes stabil geblieben, weshalb Dolev den Kurseinbruch nach der Zahlenvorlage als „übertrieben“ bezeichnete.
Analysten sehen enormes Kurspotenzial
Folglich hat der Mizuho-Analyst seine Kaufempfehlung für die PayPal-Aktie sowie das Kursziel von 92 Dollar bestätigt. Vom aktuellen Kursniveau aus signalisiert er damit rund 44 Prozent Luft nach oben.
Auch die Mehrheit der übrigen Experten hat PayPal trotz des neuerlichen Kursrutschs auf den tiefsten Stand seit September 2017 den Rücken gestärkt. Laut Bloomberg stehen 35 „Buy“-Ratings aktuell 17 „Halte“- und keine einzige Verkaufsempfehlung gegenüber. Gemessen am 12-Monats-Konsensziel von 94,64 Dollar traut die Wall Street der Aktie durchschnittlich sogar 49 Prozent Rebound-Potenzial zu.
Mit einem 2023er-KGV von 13 ist die PayPal-Aktie derzeit historisch günstig bewertet. Das ist um so erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass die Analysten dieses Jahr im Schnitt ein Plus von fast 20 Prozent beim bereinigten Ergebnis pro Aktie erwarten.
Für den AKTIONÄR ist und bleibt das Papier des Online-Bezahldienstes daher ein heißer Comeback-Kandidat. Anleger sollten aber Geduld und starke Nerven mitbringen. Ziel: 84 Euro, Stopp: 50 Euro.