Die Aktie von OMV konnte gestern kräftig zulegen. So verteuerten sich die Anteilscheine am Ende des Handels um satte acht Prozent. Denn Abu Dhabis Staatskonzern Abu Dhabi National Oil Co (Adnoc) und der Energiekonzern OMV aus Österreich erwägen Kreisen zufolge die Zusammenlegung der beiden Unternehmen Borouge und Borealis.
Durch eine Fusion könnte ein Chemie- und Kunststoffkonzern mit einem Marktwert von mehr als 30 Milliarden US-Dollar entstehen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf mit der Sache vertrauten Personen. Abu Dhabi bleibt zudem trotz der jüngsten Abfuhr weiter an dem deutschen Chemiekonzern Covestro interessiert, wie die Nachrichtenagentur weiter berichtete. Auch hier stützt sich Bloomberg auf informierte Personen.
Adnoc hatte im vergangenen Monat Kreisen zufolge ein vorläufiges Angebot für den Chemiekonzern Covestro gemacht, war damit aber abgeblitzt, weil das Covestro-Management die Offerte offenbar zu niedrig fand. Den Kreisen zufolge soll Covestro aber Gesprächsbereitschaft bei einem besseren Angebot signalisiert haben. Wie Bloomberg am Dienstag berichtet, setzt Adnoc seine Bemühungen um eine potenzielle Übernahme des deutschen Chemiekonzerns fort und überlegt nun die nächsten Schritte. Voraussichtlich in den kommenden Wochen werde darüber entschieden, ob Adnoc die Offerte erhöhen wird.
Die Gespräche zwischen Adnoc und OMV über eine Fusion ihrer Chemiekonzerne laufen dagegen separat. Die potenzielle Bewertung sowie die Eignerstruktur sei noch Gegenstand der Diskussionen, die in den kommenden Wochen in formale Fusionsverhandlungen münden könnten, hieß es. In den vergangenen Monaten habe es immer wieder mal Gespräche gegeben, die zwischenzeitlich unterbrochen worden seien. Auch jetzt könnte es zu Verzögerungen oder zum Abbruch kommen.
Die in Wien beheimatete Borealis gehört zu 75 Prozent OMV, der Rest liegt bei Adnoc. Die ebenfalls gelistete Borouge aus Abu Dhabi ist selbst ein Gemeinschaftsunternehmen von Adnoc und Borealis und hat einen Marktwert von 22 Milliarden Dollar. Bei Borealis diskutieren die beiden Parteien über eine mögliche Bewertung von 10 Milliarden Dollar.
Gegenstand der Gespräche sei aktuell, ob Abu Dhabi und OMV jeweils den gleichen Anteil an der fusionierten Gesellschaft haben sollen, hieß es von den Personen. Dabei könnten beide Unternehmen auch Anteile jeweils unter 50 Prozent halten und den Rest an der Börse notieren. Adnoc könnte auch am Ende einen etwas höheren Anteil als OMV bekommen. OMV zieht zudem einen Sitz in Europa vor, wo die meisten Geschäfte liegen, selbst wenn das neue Unternehmen in Abu Dhabi gelistet würde. Adnoc und OMV wollten die Informationen nicht kommentieren. Die OMV-Aktie sprang am Nachmittag um mehr als sieben Prozent an.
DER AKTIONÄR hält an seiner Einschätzung fest: Die auch nach dem jüngsten Kursanstieg mit einem KGV von 4, einem KBV von 0,7 und einer Dividendenrendite von acht Prozent immer noch sehr günstig bewertete Aktie von OMV bleibt attraktiv. Wer dabei ist, sollte sein Investment mit einem Stopp bei 37,00 Euro nach unten absichern.
Mit Material von dpa-AFX