Gute Aussichten für Shell & Co: Die Ölpreise verharren auch am Mittwoch auf anhaltend hohem Niveau. Am Mittag kostete Brent-Öl 117,23 US-Dollar, bei WTI waren es 116,27 Dollar. Die Ölpreise hatten nach den Sanktionen der Europäischen Union gegen Russland am Vortag vorübergehend Höchststände seit Anfang März erreicht.
Ein Grund für den jüngsten Ölpreisanstieg war die Aussicht auf ein vermindertes Angebot aus Russland infolge neuer Sanktionen der Europäischen Union (EU) angesichts des Krieges in der Ukraine. Die EU-Staaten hatten sich nach wochenlangem Ringen auf einen Boykott von bestimmten Öllieferungen aus Russland verständigt.
In den Blick rückt nun das Verhalten der Mitglieder des Ölkartells Opec+, zu dem neben den Opec-Staaten unter anderem auch Russland gehört. Laut dem "Wall Street Journal" wird erwogen, das Ölförderabkommen mit Russland auszusetzen. Denn die Sanktionen des Westens würden die Fähigkeiten des Landes untergraben, mehr Rohöl zu fördern, um die Produktionsziele des Verbundes zu erfüllen.
"Die Herausnahme Russlands würde Saudi-Arabien und anderen Länder mit freien Förderkapazitäten die Möglichkeit geben, die Produktion stärker auszuweiten", kommentierte Carsten Fritsch, Devisenexperte bei der Commerzbank. Die Sitzung der Opec+ am Donnerstag könne daher spannender werden als erwartet. Bislang ging der Markt von einer weiteren moderaten Erhöhung der Fördermenge aus.
Gestützt wurden die Ölpreise durch die Lage im Ölförderland Libyen. Dort sind die Rohölexporte im Mai auf das niedrigste Niveau seit Oktober 2020 gefallen. Die Ölförderung wird durch gewalttätige Auseinandersetzungen und eine schlechte Wartung der Ölförderanlagen belastet.
Angesichts der anhaltend hohen Ölpreise bleibt das Marktumfeld für Shell natürlich hervorragend. Der Konzern dürfte in diesem Jahr äußerst üppige Gewinne einfahren. Die Aktie ist daher trotz des bemerkenswerten Kursanstiegs mit einem KGV von 7 noch günstig bewertet - und bleibt ein Kauf (Stoppkurs: 19,70 Euro).
Mit Material von dpa-AFX