Die Ölpreise haben am Donnerstag den Kursanstieg vom Vortag vorerst nicht fortgesetzt und sind im Mittagshandel leicht gesunken. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 123,47 Dollar und damit elf Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte WTI fiel um 17 Cent auf 121,94 Dollar.
Marktbeobachter verwiesen auf Meldungen aus China. In der wichtigen Wirtschaftsmetropole Shanghai bleibt die Corona-Lage trotz jüngsten Lockerungen weiter angespannt. Die Behörden der chinesischen Metropole haben am Donnerstag einen neuen Massentest angeordnet. Am Ölmarkt werden neue Maßnahmen befürchtet, was eine zusätzliche Belastung für Chinas Wirtschaft wäre und eine geringere Ölnachfrage nach sich ziehen dürfte.
Am Morgen hatten die Ölpreise noch etwas zugelegt und sich damit in der Nähe der dreimonatigen Höchststände gehalten, die am Vortag erreicht worden waren. Seit Jahresbeginn sind die Preise um mehr als die Hälfte nach oben geklettert. Hauptgründe sind die Invasion Russlands in der Ukraine und scharfe Sanktionen vornehmlich westlicher Länder. Russland ist einer der größten Förderer von Rohöl weltweit, hat sanktionsbedingt aber Probleme, Abnehmer für sein Öl zu finden.
Die Aktien der großen Ölkonzerne präsentieren sich am heutigen Donnerstag kaum verändert. Sie profitieren weiter vom hohen Ölpreisniveau. Auch die Schweizer Bank Credit Suisse zeigt sich inbesondere für Totalenergies und Shell weiter zuversichtlich. Sie bewertet beide Titel mit „Outperform“. Der Wachstumsstory des Ölkonzerns TotalEnergeis scheine an der Börse noch zu wenig Beachtung geschenkt zu werden, schrieb Analystin Amy Wong in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Totalenergies liefere steigende bei gleichzeitig sinkendem CO2-Ausstoß.
Bei Shell stellt Wong die strategische Antwort auf die Energiewende heraus. Sie sei die fortschrittlichste in Bezug auf die Dekarbonisierung und ziele zudem auf einen starken Barmittelfluss. Shell ist ihr Favorit im europäischen Energiesektor.
DER AKTIONÄR bleibt für den Ölsektor zuversichtlich und empfiehlt, die Gewinne bei den großen Öltiteln laufen zu lassen. Nicht zu verachten sind auch die hohen Dividendenzahlungen. Bei Shell liegt die Rendite derzeit bei 3,3 Prozent, bei TotalEnergies bei 4,9 Prozent.