Der Turbinenbauer Nordex hat bei den Anlegern zuletzt wieder für Freude gesorgt. Wenn alles gut geht, ist in Australien ein Großauftrag für die Hamburger drin. Zudem wurden in Finnland mehrere Aufträge gewonnen. Gleichzeitig hat die Aktie die Konsolidierung beendet. Zeit für einen Überblick.
Schon in den kommenden Wochen könnte für Australien ein entsprechender Vertrag mit Acciona Energía abgeschlossen werden. Bei dem Auftrag geht es um die Lieferung und Installation von bis zu 180 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von etwas mehr als einem Gigawatt. Zum Vergleich: Das wäre fast genauso viel, wie der Auftragseingang im gesamten ersten Quartal.
Das erste Quartal hatte im Vergleich zum Vorjahr beim Auftragseingang etwas schlechter abgeschnitten. Mit 1,25 Gigawatt war er um fast ein Viertel gesunken. Nordex berichtete von einer „verhaltenen Nachfrage“ der globalen Windindustrie zum Jahresstart. Weil allerdings mehr Windräder installiert wurden, stiegen die Erlöse zu Beginn des Jahres.
Alles in allem ist der Konzern allerdings im ersten Jahresviertel noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht als vor einem Jahr. Das kam jedoch nicht überraschend: Vorstandschef José Luis Blanco hatte bereits Ende März gesagt, dass er noch ein schwaches erstes Quartal erwarte. Geschäftsprozesse seien in Anbetracht der Pandemie in ihrer Effizienz nach wie vor beeinträchtigt oder auch verzögert. Hinzu kam, dass Nordex im ersten Quartal zu einem größeren Teil noch von margenschwächeren Altprojekten belastet war. Die Windkraftbranche leidet zudem seit einiger Zeit unter hohem Wettbewerb und entsprechendem Preisdruck. Zudem belasteten Nordex Mehrkosten.
Von Problemen, die mit der Corona-Pandemie entstanden seien, wie beispielsweise Verzögerungen in der Lieferkette, erhole sich das Unternehmen aber nach und nach, hieß es. Insgesamt sieht der Konzernchef einen positiven Trend für das Jahr.
Zuversichtliche Analysten
Der jüngste Kursrückgang der Nordex-Aktie sei übertrieben, so Analyst Constantin Hesse von Jefferies. Zur allgemeinen Verkaufswelle in der Branche seien zwar noch Aussagen des Managements gekommen, dass die Risiken für die Profitabilitätsziele gestiegen seien. Doch generell hält Hesse die Ziele des Windturbinenherstellers für erreichbar. Daher sei nun ein besonders guter Zeitpunkt, die Aktie zu kaufen. Jefferies ist optimistisch und nennt ein Kursziel von 30 Euro – das wären knapp 70 Prozent Aufschlag zum derzeitigen Kurs.
Auch NordLB geht von einer positiven Zukunft aus: Angesichts des Klimawandels müssten die erneuerbaren Energien weiter ausgebaut werden, kommentiert Analyst Holger Fechner. Davon dürfe auch die Auftragsentwicklung von Nordex profitieren.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs verweist auch auf die Risiken: die niedrigeren Margen aufgrund zusätzlicher Ausgaben im Zusammenhang mit der Pandemie, höherer Rohstoffpreise und gestiegener Fracht- und Logistikkosten. Deren Kursziel liegt daher auch mit 22,60 Euro deutlich tiefer.
Eine starke Auftragsentwicklung, die guten langfristigen Aussichten und das verbesserte Chartbild sprechen für Nordex. Noch ist es nach dem jüngsten Abverkauf aber zu früh, um von einer nachhaltigen Trendwende zu sprechen. Neueinsteiger können deshalb vorerst noch abwarten. Wer investiert ist, beachtet den Stopp bei 16,00 Euro.
Mit Material von dpa-AFX