Das Comeback der Windaktien ist unübersehbar. Dank zahlreicher neuer Aufträge befinden sich Vestas, Siemens Gamesa oder Nordex im Höhenflug. Nur der kleinere Wettbewerber Senvion kann nicht mithalten und schlittert immer stärker in die Krise. Eine Trendwende bleibt schwierig, denn die Probleme sitzen tief.
Die starke Performance der Wettbewerber zeigt, dass Senvion die Talfahrt nicht auf das Branchenumfeld schieben kann. Die Auftragslage der Windanlagenbauer stimmt vielmehr. Doch Senvion kämpft mit hausgemachten Problemen. Der Konzern hat es im Gegensatz zu Nordex und Co verpasst, sich unabhängiger vom deutschen Markt und Europa im Allgemeinen aufzustellen. Während der Preisdruck hier immer weiter zunimmt, wächst vor allem das Geschäft in Asien oder Amerika – wo Senvion lange kaum präsent war und noch immer hinterherhinkt.
Durch die Veränderungen im Wettbewerb hat Senvion seit vier Jahren rote Zahlen geschrieben. Die Eigenkapitalquote beträgt inzwischen keine elf Prozent mehr. Geht es so weiter, geht dem Konzern das Geld aus. Bereits Ende Februar musste Senvion die Bilanzvorlage verschieben und neue Gespräche führen, „um die Finanzierung der Gesellschaft sicherzustellen.“ Offen bleibt, wie viel Geld der Hedgefonds Centerbridge als Mehrheitseigner noch in den taumelnden Konzern stecken will. Doch zumindest eins ist klar: An der Nachfrage nach Windanlagen scheitert Senvion nicht – das zeigt schon der hohe Auftragsbestand von fünf Milliarden Euro.
Favorit aus dem Norden
Wenn Senvion das Geld nicht ausgeht und die Probleme in den Griff bekommen werden, ist es noch nicht zu spät. Doch Anleger sollten den Husarenritt derzeit nicht wagen, mögliche Kapitalmaßnahmen abwarten und an der Seitenlinie bleiben. Bei Nordex dagegen ist die Rallye beeindruckend, eine Verschnaufpause wäre aber überfällig. DER AKTIONÄR favorisiert für Langfristanleger in der Windbranche den dänischen Weltmarktführer Vestas.