Die Switch verkauft sich weiterhin hervorragend, doch die Investoren sind enttäuscht, wie ein Blick auf den Aktienkurs zeigt. Jetzt hat Nintendo ein VR-Angebot für Einsteiger veröffentlicht. Das neue Produkt wird Anleger aber nicht begeistern – ein Blick auf die fundamentale Bewertung dagegen schon…
Nach dem Riesenerfolg von „Pokémon Go“ setzte Nintendo zu einer rasanten Rallye an. Doch seit März 2017 geht der Aktie die Puste aus – innerhalb eines Jahres verlor das Papier rund 35 Prozent.
Dies mag daran liegen, dass Nintendo weniger Konsolen verkauft als erwartet. So lagen die Analysten von Morgan Stanley mit ihren bullishen Schätzungen von 38 Millionen verkauften Konsolen zum Jahresende falsch, der Konzern verkaufte bisher nur 32 Millionen Konsolen insgesamt.
Doch auch Nintendo selbst lag mit seiner Prognose von 20 Millionen Konsolen für das Fiskaljahr 2019(bis März 2019) falsch. Der japanische Gaming-Konzern hat nach den Q3-Zahlen die Prognose jedoch angepasst. Mittlerweile sollen im Fiskaljahr 2019 nur noch 17 Millionen Switch-Konsolen verkauft werden.
Dass Nintendo die Prognose kappt, war eine Enttäuschung für Anleger, denn für Februar und März hatten die Japaner einige hochgradige Spiele-Veröffentlichungen geplant. Das Sentiment am Markt: Wenn Pokémon und Co die Switch-Verkäufe nicht antreiben können, was dann?
Die Veröffentlichung des neuen VR-Kits für die Switch sollte daran auch nichts ändern. Sicherlich kann Nintendo hier mit wenig Aufwand und Kosten zusätzliche Umsätze generieren. Die Erlöse des an Kinder und Eltern ausgerichteten Nischenprodukts dürften schlichtweg zu gering sein, um den Aktienkurs zu bewegen.
Die einzige Software, welche die Nintendo-Aktie auf einen Schlag aus dem Abwärtstrend befreien könnte, ist ein erfolgreiches Smartphone-Game. Im Mobile-Bereich wurde von Analysten nach dem „Pokémon Go“-Erfolg viel erwartet – gar von einer Eroberung des chinesischen Marktes wurde geträumt. Doch Nintendo sorgte zum Wochenanfang durch Kommentare erneut für Verunsicherung. Die Mobile-Partner sollen aufpassen, nicht zu große Anreize für Ingame-Käufe in die Spiele einzubauen – das schade dem Image der Marke Nintendo.
Die übertriebenen Erwartungen könnten jedoch nach den Kursverlusten aus dem Preis wieder herausgenommen worden sein. Ein Blick auf das KGV für das kommende Fiskaljahr 2020 (bis 31.März 2020) von 14 zeigt, dass die Nintendo-Aktie mittlerweile wieder so günstig bewertet ist, wie der Nikkei 225.
Zudem sind die Wachstumserwartungen bei Nintendo deutlich besser als beim Nikkei-Durchschnitt. Für das Fiskaljahr 2020 rechnen die Analysten mit einem Umsatzwachstum von elf Prozent. Im mit einem KGV von 15 für die nächsten 12 Monate bewerteten Nikkei soll der Umsatz nur 2,6 Prozent zulegen.
Die Aussichten der Switch sind im Vergleich mit Konkurrenten und Vorgänger-Konsolen zudem attraktiv. Die Switch verkauft sich in den ersten zwei Jahren nach Release (3. März 2017) ähnlich gut wie die erfolgreiche Playstation 4. Zudem dürfte die Switch mit dem N64 bald den nächsten Vorgänger in Sachen Verkaufszahlen überholt haben.
Nach dem Abverkauf wirkt die Nintendo-Aktie fundamental wieder attraktiv. Es fehlen jedoch abgesehen vom frischen Aufwärtstrend klare charttechnische Signale. Nachdem die letzte Empfehlung der Aktie jedoch an der 200-Tage-Linie scheiterte und bei 240 Euro ausgestoppt wurde, muss Nintendo zumindest einen klaren Sprung über die 90-Tage-Linie schaffen, um den AKTIONÄR wieder zu überzeugen. Watchlist!