Die Aktie von Netflix hat in der abgelaufenen Handelswoche erneut ein neues Allzeithoch markiert. Dass sich der US-Telekom-Riese Verizon mit einem eigenen Online-TV-Angebot in Stellung bringt, kann die Netflix-Anleger dabei nicht aus der Ruhe bringen.
Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtete, will der US-Mobilfunkbetreiber Verizon noch in diesem Jahr ein eigenes Internet-TV-Angebot auf den Markt bringen. Geplant sei ein Paket, das „dutzende Sender“ umfasst. Dazu habe sich das Unternehmen von diversen US-amerikanischen TV-Networks die entsprechenden Rechte zur Online-Übertragung gesichert.
Damit will nun auch Verizon auf dem Online-TV-Zug aufspringen und dem Phänomen des „Cord-Cuttings“ entgegenwirken. In den USA, wo ein Kabel-Anschluss schnell mehr als 100 Dollar pro Monat kosten kann, entscheiden sich immer mehr Kunden für günstigere Alternativen im Internet. Auch die Verizon-Konkurrenten AT&T und Dish haben mit DirecTV Now beziehungsweise Sling TV deshalb entsprechende Online-Pakete für Monatsgebühren von 20 bis 40 Dollar im Angebot.
Gemessen an den Nutzerzahlen können die beiden Dienste dem Streaming-Platzhirschen Netflix aber lange nicht das Wasser reichen. Während Sling TV seit dem Start vor zwei Jahren nun auf rund 1,2 Millionen Abonnenten kommt und DirecTV Now im ersten Monat nach dem Start im November rund 200.000 Nutzer gewinnen konnte, geht Netflix zügig auf die 100-Millionen-Marke zu. Dabei hilft natürlich, dass Netflix anders als die beiden Konkurrenten nicht nur in den USA, sondern mittlerweile beinahe weltweit verfügbar ist, sowie das breite Angebot an exklusiven Eigenproduktionen, die es sonst nirgends zu sehen gibt.
Übersetzer dringend gesucht
Die globale Expansion stellt Netflix aber vor eine ganz andere Herausforderung: Da immer mehr regionale Eigenproduktionen in den unterschiedlichsten Sprachen Einzug in die Netflix-Bibliothek halten, sucht das Unternehmen nun die „besten Übersetzer der Welt“, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Um diese zu finden, hat Netflix die Plattform „Hermes“ ins Leben gerufen, auf der (zukünftige) Übersetzer ihr Wissen unter Beweis stellen können.
Schon jetzt sind Netflix-Inhalte in über 20 Sprachen verfügbar, darunter chinesisch, koreanisch, arabisch oder polnisch. Künftig sollen aber noch mehr Abonnenten in den Genuss der Netflix-Eigenproduktionen in „ihrer“ Sprache kommen. Man nähere sich zügig dem Punkt, an dem Englisch nicht mehr die dominierende Sprache sei, so ein Unternehmenssprecher.
Die Nummer 1 bleibt ein Kauf
Dass die Konkurrenz im Premium-Streaming-Bereich wächst, stört die Netflix-Anleger nicht. Warum auch? Als First-Mover hat sich das Unternehmen einen Vorsprung erarbeitet, den die Konkurrenz erst einmal einholen muss. Zudem wird Netflix mit wachsender Bedeutung des Streaming-Markts auch als potenzieller Übernahmekandidat interessanter – entsprechende Spekulationen sind schließlich nicht neu.
Die Aktie hat in der vergangenen Woche jedenfalls weiter zugelegt und bei 148,06 Dollar zwischenzeitlich ein neues Allzeithoch markiert. Investierte Anleger lassen die Gewinne laufen, bei kleineren Rücksetzern können auch Neueinsteiger weiterhin zugreifen.