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Netflix: Das soll die Konkurrenz fernhalten

Netflix: Das soll die Konkurrenz fernhalten
Foto: Burdun Iliya/Shutterstock
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23.08.2022 ‧ Benedikt Kaufmann

Ein war Netflix der große Schreck des Kabel-TVs. Doch inzwischen schlägt das Imperium zurück –Disney, Comcast, Paramount und Warner Bros. Discovery setzen voll aufs Streaming. An seinem 25. Geburtstag am 29. August steht der Streaming-Marktführer unter Druck wie selten zuvor. Darum setzt Netflix auf neue Strategien und bricht mit seinen Traditionen.

So will Netflix im kommenden Jahr damit beginnen, strikter gegen Kunden vorzugehen, die ihre Login-Daten mit anderen teilen. Das Unternehmen geht davon aus, dass über die zuletzt knapp 221 Millionen regulären Abonnenten hinaus noch mehr als 100 Millionen Haushalte den Streaming-Dienst unbefugt mitnutzen.

Aber lassen sich die Trittbrettfahrer so einfach in zahlende Kunden verwandeln? "Netflix muss vorsichtig vorgehen, um Nutzer nicht zu vergraulen", meint Simon Baker von der Société Générale. Jüngste Umfragen deuteten auf eine relativ hohe Abwanderungsbereitschaft hin. Der Negativ-Trend, den der Konzern insbesondere auf dem Heimatmarkt zu spüren bekommt, könnte damit anhalten.

Nachdem der Streaming-Boom zu Beginn der Pandemie noch für einen Abonnentenansturm gesorgt hatte, verlor Netflix im ersten Halbjahr 2022 mehr als eine Million Kunden. Besonders im angesichts zahlreicher Konkurrenzangebote zunehmend übersättigten Heimatmarkt Nordamerika klinkten sich zuletzt viele Nutzer aus. Und ausgerechnet jetzt kommt auch noch die Konkurrenz in Fahrt.

Der vor weniger als drei Jahren als Netflix-Jäger gestartete Rivale Disney+ gewann in den drei Monaten bis Ende Juni – nicht zuletzt dank der "Star Wars"-Serie "Obi-Wan Kenobi" – rund 14,4 Millionen Abos hinzu und liegt nun schon bei gut 152 Millionen Nutzerkonten. Allerdings half Disney in den vergangenen Jahren auch kräftig mit Rabatten und Sonderangebote nach. Zudem muss Disney noch zeigen, dass dieses starke Wachstum auch nachhaltig ist.

Um wieder in die Spur zu finden, gab Gründer Reed Hastings sogar grünes Licht für eine günstigere Version seines Streaming-Dienstes mit Werbeclips. Eigentlich hatte Hastings dies stets entschieden abgelehnt. Die Werbevariante soll 2023 anlaufen, zunächst in einer Handvoll Märkten. "Das Abo-Wachstum dürfte von der günstigeren Version mit Werbung zunächst profitieren", heißt es in einer Studie von Barclays. Jedoch bestehe das Risiko, dass viele Altkunden zum billigeren neuen Angebot wechseln.

Zudem brachte der Online-Videodienst bei den jüngsten Staffeln von "Stranger Things" und "Ozark" nicht mehr wie üblich alle Folgen auf einmal heraus. Damit gibt Netflix seine Tradition des Binge Watchings auf. Das Kalkül der Reform: Kunden länger bei der Stange halten – Serienfans können nun nicht mehr alles in einem Rutsch schauen und ihr Abo wieder abbestellen.

Dass Netflix unter CEO Reed Hastings in der Lage ist, sein Geschäftsmodell grundlegend zu verbessern, hat der ehemalige DVD-Verleih bereits einmal eindrucksvoll bewiesen. Die breite Content-Bibliothek, die Strahlkraft der Marke und die große Nutzerbasis liefern Argumente dafür, dass die Trendwende erneut gelingen könnte. DER AKTIONÄR rät Anlegern daher, weiterhin auf die gebeutelte Netflix-Aktie zu setzen.

Netflix (WKN: 552484)

Mit Material von dpaAFX.

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