In der vergangenen Woche sorgte eine Meldung von Truckbauer Nikola Motor für große Unsicherheit beim norwegischen Partner Nel Asa. Die Amerikaner gaben bekannt, eine neuartige Batterie entwickelt zu haben, die die Reichweite elektrisch betriebener Fahrzeuge bei gleicher Größe verdoppeln soll (DER AKTIONÄR berichtete). Eigentlich will Nel als bevorzugter Partner in großem Stil Wasserstoff-Tankstellen und Elektrolyseure an Nikola liefern. Deren Chef hat dann auch via Twitter bestätigt, dass es bei den Plänen bleibe. Die Nel-Aktie stabilisierte sich. Ein Analyst bestätigte zudem sein optimistisches Kursziel.
Nikola hat die neue Technologie als "Game Changer" beschrieben, der die Reichweite von elektrischen Personenkraftwagen von 300 auf 600 Meilen verdoppeln kann, ohne die Größe und das Gewicht der Batterie zu verändern. Doch diese Ankündigung wird nicht zu Änderungen in den Plänen von Nikola für wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen führen, schreibt Nikola-Chef Trevor Milton in einer Twitter-Nachricht. "Nel ist ein großer Teil unseres Wachstums", schrieb Milton.
Die Kommunikation der Batterie-Ankündigung hätte besser laufen können. Laut Karl-Johan Molnes, Analyst bei Norne Securities, braucht Nikola einen Kommunikationsberater, um die Erwartungen besser zu managen. Auch wenn es weh tat – an den langfristigen Perspektiven ändert die Nikola-Meldung eigentlich nichts. Molnes gibt jedoch zu bedenken, dass Nikola noch keine Mittel für die Einführung der geplanten 700 Wasserstoff-Tankstellen erhalten habe. Wenn Milton diese bekommt, sei alles gelöst.
Molnes bestätigte seine Kaufempfehlung und das Kursziel von 11,95 Norwegische Kronen für Nel. Die Nel-Aktie werde wieder steigen, wenn sich die Aufregung gelegt habe. Am Montag-Vormittag notierte der Wert in Oslo bei 8,03 Norwegische Kronen oberhalb der 50-Tage-Linie. Daraus errechnet sich ein Kurspotenzial von fast 50 Prozent. In Deutschland notierte die Wasserstoff-Perle zuletzt bei 0,80 Euro und wieder über der 50-Tage-Linie (siehe Chart). Vor dem Kursrutsch notierte Nel allerdings bei 0,88 Euro, also zehn Prozent höher.
Die Wasserstoff-Technologie bleibt en vogue: Gerade gab es auch eine positive Nachricht aus Dänemark (auf Dänisch): Der Wasserstoff-Konzern Everfuel, mit dem Nel vor drei Monaten einen langfristigen Vertrag zur Lieferung von Wasserstoff-Tankstellen und Elektrolyseuren geschlossen hat, ist mit dem Rohstoff-Giganten Shell eine strategische Zusammenarbeit bei der größten Wasserstoff-Anlage in Skandinavien eingegangen. Die Anlage wird von Everfuel auf einem Grundstück der Raffinerie beim dänischen Fredericia gebaut.
"Es wird angestrebt, eine P2X-Anlage mit einer Elektrolyse-Leistung von bis zu 1 GW zu installieren", heißt es in der Pressemitteilung. Die Start-Leistung wird bei 20 MW liegen. In der ersten Phase ist die Speicherung von 10 Tonnen Wasserstoff vorgesehen, was einer einer Fünf-Tages-Menge oder einer Fahrt mit einem Wasserstoffbus oder LKW von 170.000 km entspricht.
Mit dem Projekt begibt sich Dänemark auf den Weg der Transformation der dänischen Energieversorgungskette hin zu Erneuerbaren Energien. Mit den sinkenden Preisen für Offshore-Windkraft ist das Potenzial für einen weiteren Ausbau der Windenergie in der Nordsee beträchtlich (10 bis 100 GW Potenzial). Der Ausbau von Wind und Sonne ist so weit fortgeschritten, dass die Herausforderung zunehmend darin besteht, die erzeugte grüne Energie in etwas Nutzbares umzuwandeln - eben in Wasserstoff.
Everfuel and Shell Denmark enter strategic cooperation to establish 20MW Electrolyser next to Danish refinery. Expansion ambition up to 1GW.
— Everfuel (@EverfuelEU) November 22, 2019
Hydrogen will be used in the refinery and as mobility fuel. Final funding decision expected in January. News on https://t.co/3boIewx10j
Obwohl die Nel-Aktie in den vergangenen zwölf Monaten rund 80 Prozent zugelegt hat und nicht mehr günstig bewertet ist, hat der Norwegen-Wert vor dem Hintergrund der weiterhin hervorragenden Zukunftschancen für die Wasserstoff-Technologie weiteres Potenzial. Allerdings bleibt weiterhin ein gewisses Maß an Unsicherheit, wie es beim wichtigsten Partner Nikola Motor weitergeht, wo die Finanzierung der hohen Investitionen noch nicht gesichert ist. Nel bleibt für risikobewusste Anleger eine recht aussichtsreiche Position, die bei 0,60 Euro mit einem Stopp-Loss abgesichert werden sollte.