Schock für Aktionäre der norwegischen Wasserstoff-Perle Nel Asa: Am Nachmittag sackt der Kurs plötzlich wie ein Stein um gut zehn Prozent nach unten. Partner Nikola hat zuvor wichtige Neuigkeiten bekannt gegeben, die für die Batterie-Branche revolutionär sein sollen. Nel wurde dabei zunächst nicht erwähnt. Die Enttäuschung ist groß - vorübergehend.
Seit Wochen warten die User auf News vom wichtigen Nel-Partner Nikola Motor. Heute Nachmittag kamen sie: Nikola hat eine neue Batterie entwickelt, die vor allem die Lithium-Ionen-Batterietechnik revolutionieren dürfte. Die neue Batterie soll eine Rekord-Energiedichte von von 1.100 Wattstunden pro Kilogramm auf Materialebene und von 500 Wattstunden pro Kilogramm auf Produktionszellen-Ebene aufweisen. Die Nikola-Prototypzelle wird deutlich mehr Energiespeicher in der Zelle ermöglichen.
Die Reichweite aktueller Elektroautos dürfte von 300 Meilen auf 600 Meilen erhöht werden, wobei Batteriegröße und -gewicht kaum oder gar nicht zunehmen werden. Die Technologie sei auch für den Betrieb unter vorhandenen Fahrzeugbedingungen ausgelegt, heißt es in der Mitteilung von Nikola Motor. Vorgeführt werden soll das Ganze auf der nächsten Nikola World, die im Herbst 2020 stattfinden soll.
So schön die Meldung für die batterieelektrisch betriebenen Fahrzeuge ist, so enttäuschend ist sie für Nel. Der Elektrolyseur-Hersteller aus Norwegen wartet seit Wochen auf News, wie es mit dem wichtigen Kunden Nikola weitergeht. Nun wurde Nel noch nicht einmal erwähnt.
An der Börse rauschte der Kurs der Wasserstoff-Aktie zweistellig nach unten. Offenbar durch die Kursreaktion aufgeschreckt twitterte Nikola-Chef Trevor Milton dann:
Zero change of hydrogen fuel cell plans with Battery announcements. It equally helps hydrogen like it does BEV. It doubles the range of our hydrogen truck. NEL is a huge part of our growth. Trucking needs fast and light trucks - hydrogen has that advantage.
— Trevor Milton (@nikolatrevor) November 19, 2019
Es gebe keine Änderung der Pläne für Wasserstoff-Brennstoffzellen. Die neue Batterie-Technik werde auch Wasserstoff-Fahrzeugen helfen. Es verdoppelt auch die Reichweite von Wasserstoff-Trucks, so Milton. Und: "NEL ist ein großer Teil unseres Wachstums", heißt es in dem Tweet. Die Brummi-Branche brauche schnelle und leichte LKWs - Wasserstoff hat genau diesen Vorteil.
Die Nel-Aktie erholte sich daraufhin von den Tagestiefen, die in Oslo bei 7,45 Kronen markiert wurden, auf 8,20 Kronen. Damit blieben sie jedoch weiter unter dem Tageshoch bei 8,90 Euro. Im deutschen Handel sackte der Nel-Kurs von 0,88 Euro auf zuletzt 0,80 Euro ab.
Nel braucht vor allem Aufträge. Es braucht verbindliche Zusagen für Wasserstoff-Stationen oder Elektrolyseure vom Start-up, um die recht hohe Bewertung zu rechtfertigen. Weil sich der wichtigste Partner von Nel nun offenbar zunächst Batterien widmet, schwindet die Hoffnung auf neue Großaufträge ein wenig.
Die Nel-Aktie bleibt trotz der aktuellen Enttäuschung längerfristig eine spannende Möglichkeit, um am potenziellen sektorübergreifenden Wasserstoff-Boom zu partizipieren. Investierte Anleger halten an den Papieren vorerst fest. Bei 0,60 Euro sollte ein Stopp gesetzt werden.