Die Aktie von Nel hat zuletzt ihre Erholung fortgesetzt. Um nachhaltig Schwung aufzunehmen, wäre ein schnellerer Ausbau der Wasserstoffwirtschaft in bedeutenden Industrienationen wie Deutschland natürlich wichtig. Doch dies erfolgt zu langsam. Daher hat nun der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) gewarnt.
BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae sagte am Dienstag in Berlin: "Der Wasserstoffhochlauf in Deutschland ist zuletzt ins Stocken geraten." Es seien in den vergangenen Jahren keine nennenswerten Kapazitäten für die Wasserstofferzeugung aufgebaut worden. Grund seien viele regulatorische Unsicherheiten.
Es fehlten konkrete Aussichten auf Geschäftsmodelle und entsprechende Investitionsanreize. Andreae forderte die Bundesregierung auf, die nationale Wasserstoffstrategie bald fortzuschreiben. Wasserstoff werde aus Sicht des Verbands eine neue und eigenständige Säule des Energiesystems. Wasserstoff sei gut speicherbar, jederzeit abrufbar und vielseitig einsetzbar.
Der schnelle Hochlauf sei auch deswegen notwendig, weil Deutschland technologisch eine Vorreiterrolle übernehmen könnte. Es bestehe aber die Gefahr, dass diese Technologieführerschaft verloren gehe, weil andere Weltregionen wie die USA "erheblich vorangehen".
Der Verband legte ein Papier "Marktdesign für Wasserstoff" vor. Regulatorische Hürden sollten gering gehalten, Angebot und Nachfrage durch konsistente Förderinstrumente angereizt und ein verlässlicher Regulierungsrahmen für die zukünftige Wasserstoffinfrastruktur gesetzt werden. Wichtige Grundvoraussetzungen müssten in diesem und dem nächsten Jahr geschaffen werden. Bis etwa 2040 sollten langfristig angelegte staatliche Fördermechanismen nach und nach auslaufen. Die Wasserstofferzeugung werde dann durch die Nachfrageseite bestimmt und durch Skalierung und Preissenkungen bei erneuerbarem Strom immer kostengünstiger.
Der Einsatz möglichst von "grünem" Wasserstoff soll eine wichtige Rolle spielen, um Klimaziele zu erreichen - etwa als Energiespeicher oder in der Stahlindustrie. Als grün wird Wasserstoff bezeichnet, der per Elektrolyse aus Wasser mit Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt wird. Bei der Herstellung von grünem Wasserstoff entsteht kein Kohlendioxid als schädliches Treibhausgas.
Nel würde ein schnellerer Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur enorm helfen. Ob es dazu kommt, dürften die kommenden Monate zeigen. DER AKTIONÄR hält indes an seiner Einschätzung fest: Mutige können das derzeitige Kursniveau zum Einstieg nutzen. Der Stoppkurs sollte bei der psychologisch wichtigen Marke von 1,00 Euro belassen werden.
Mit Material von dpa-AFX