Die EU will ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Russland verringern. Dafür hat die Europäische Kommission in dieser Woche mehrere Initiativen vorgestellt. Unter anderem will sie die Produktion von erneuerbarem Wasserstoff fördern und die Rahmenbedingungen für europäische Elektrolyseur-Hersteller wie Nel verbessern.
Gute Nachrichten für Wasserstoff-Hersteller: Die Europäische Kommission hat in dieser Woche ihren Plan RePowerEU präsentiert. Darin fordert sie andere EU-Organe dazu auf, die Ziele für die Verwendung von erneuerbarem Wasserstoff zu erhöhen.
So sollen das Europäische Parlament und der Europäische Rat das Industrieziel für das Jahr 2030 von 50 Prozent erneuerbarem Wasserstoffverbrauch auf 75 Prozent anpassen. Im Verkehrssektor soll das Ziel von 2,5 Prozent auf fünf Prozent steigen.
Zudem verpflichtet sich die Europäische Kommission dazu, die nächste Ausschreibung des eigenen Innovationsfonds für Großprojekte zu verdoppeln. Drei Milliarden Euro sollen in diesem Rahmen bereitgestellt werden – unter anderem für Hersteller von Elektrolyseuren.
Nel in den Startlöchern
Der RePowerEU-Plan sei eine gute Nachricht für Elektrolyseur-Hersteller, sagt Jon André Løkke, CEO von Nel laut einer Pressemitteilung. Nel erwarte aufgrund der Nachricht eine verstärkte Investitionstätigkeit.
Dafür sei das Unternehmen gewappnet. Løkke verwies auf die automatisierte Elektrolyseur-Fertigungsstätte, die das Unternehmen im April auf der norwegischen Halbinsel Herøya eröffnet hat. Zudem habe Nel ein Standortauswahlverfahren für eine zusätzliche Produktionsstätte in Europa eingeleitet.
Das Unternehmen hat bereits zuvor mitgeteilt, bis 2025 eine Produktionskapazität von zehn Gigawatt in Europa, Asien und den USA erreichen zu wollen.
100 Gigawatt in Europa
Die Europäische Kommission hatte erst im März ihre Ziele für grünen Wasserstoff erhöht. So sollen in der EU jährlich zehn Millionen Tonnen produziert und zusätzlich zehn Millionen Tonnen importiert werden.
Laut Nel wird Schätzungen der Industrie zufolge allein in Europa eine Elektrolyseur-Kapazität von 90 bis 100 Gigawatt benötigt. Insgesamt könnte bis 2030 also eine Elektrolyseur-Kapazität von bis zu 300 Gigawatt erforderlich sein.
Folglich muss die Produktionskapazität von Elektrolyseuren mittelfristig erheblich gesteigert werden. Davon dürfte der Wasserstoff-Player Nel profitieren. Nel-Aktien bleiben allerdings lediglich etwas für spekulativ ausgerichtete Anleger. Denn die neuen EU-Ziele bedeuten noch keine Aufträge. Um seine milliardenschwere Bewertung zu rechtfertigen, muss Nel in den kommenden Monaten größere Aufträge an Land ziehen. Watchlist!