Die Bundesregierung bereitet einen Einstieg beim Rüstungselektronik-Hersteller Hensoldt vor. Geplant ist, eine im Zusammenhang mit dem Börsengang vereinbarte Option zum Kauf von 25,1 Prozent des Unternehmens zu ziehen. Über entsprechende Pläne, für die "sicherheitspolitische Aspekte" angeführt wurden, unterrichtete das Verteidigungsministerium Bundestagsabgeordnete. Noch am Mittwoch sollen die Pläne dem Bundeskabinett vorgelegt werden. Die Aktie startet durch.
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Hensoldt ist die ehemalige Airbus-Radarsparte, die im Jahr 2017 vom US-Finanzinvestor KKR übernommen worden war. KKR hält nach dem Börsengang mit 63 Prozent noch immer die Mehrheit. Das Unternehmen mit Sitz in Taufkirchen bei München beschäftigt 5.400 Menschen und erzielte im vergangenen Jahr 1,1 Milliarden Euro Umsatz.
Im September war Hensoldt an die Börse gegangen. Der Start verlief zunächst nicht optimal. Der Ausgabepreis der Aktien von 12,00 Euro hatte bereits am unteren Ende der eigentlich angepeilten Spanne gelegen. Und über den Ausgabepreis kamen die Aktien dann auch lange nicht hinaus. Im Gegenteil: Im Oktober knickten sie bis auf 9,66 Euro ein. Erst der wahrscheinliche - und inzwischen bestätigte - SDAX-Aufstieg bis Jahresende gab dem Kurs Ende November genügend Auftrieb, um das Ausgabeniveau erstmals zu übertreffen.
Hensoldt liefert auch Schlüsseltechnologien aus den Bereichen Krypto-Technik und Sensorik, bei denen die Bundesregierung einen Zugriff unfreundlicher Mächte verhindern will. Dennoch wird eine Beteiligung des Staats kritisch gesehen. "An der Börse wird das Aktienpaket in Höhe von 25,1 Prozent, Stand heute, mit 320 Millionen Euro bewertet. Die Bundesregierung bezahlt aber 450 Millionen Euro für das Paket", erklärte der Obmann der FDP-Fraktion vor dem Wochenende im Verteidigungsausschuss, Alexander Müller. Unklar seien die Ziele des Bundes bei Hensoldt. Bei einer Beteiligung könne der Bund aber kein neutraler Einkäufer mehr sein. "Offensichtlich gab es auch keine Notwendigkeit, die Firma vor dem Zugriff andere Nationen, wie zum Beispiel China, zu schützen. Mehrere europäische Wettbewerber kaufen Aktienpakete. Da muss der Bund nicht mit Steuerzahlergeld einen Premium-Preis zahlen", so Müller.
An der Börse kommt der geplante Einstieg dagegen gut an. Die Aktie kann ihre noch junge Aufwärtsbewegung fortsetzen. Anleger, die den verhaltenen Börsenstart zum Aufbau einer Position genutzt haben, können erste Teilgewinne realisieren und mit dem Rest auf eine Trendfortsetzung spekulieren.
(Mit Material von dpa-AFX)