Mit einem milliardenschweren Vergleich will Bayer die meisten seiner rechtlichen Probleme in den USA hinter sich lassen. Insgesamt mehr als zehn Milliarden Euro werde man sich die Einigung mit zahlreichen US-Klägern kosten lassen, teilte der Agrarchemie- und Pharmakonzern am Mittwochabend in Leverkusen mit.
Dabei geht es vor allem um angebliche Krebsrisiken des Unkrautvernichters Roundup mit dem Wirkstoff Glyphosat. Mit dem Kompromiss sollen Bayer zufolge etwa 75 Prozent der aktuellen Roundup-Verfahren abgeschlossen werden – mit insgesamt etwa 125.000 eingereichten und nicht eingereichten Klagen. Auch die restlichen Verfahren sollten in den kommenden Monaten zum Abschluss kommen.
"Wir können die Unsicherheit beseitigen", sagte Konzernchef Werner Baumann gegenüber n-tv. "Wir haben eine Lösung für große Rechtsfälle, die wir jetzt vergleichen. Und damit können wir uns jetzt auf die Zukunft ausrichten." In einem Interview mit dem Handelsblatt betonte er: "Wir sind vom Sinn des Monsanto-Kaufs weiter überzeugt."
Harald Ebner, Obmann der Grünen im Bundestagsausschuss für Ernährung und Landwirtschaft, sieht hingegeben nach wie vor ein erhebliches Risiko für Bayer: „Die Vergleichseinigung zu Glyphosat zeigt klar: Das giftige Erbe von Monsanto kommt Bayer teuer zu stehen. Und es bleiben 25 Prozent des Risikos. Dass der Konzern einer Untersuchung der Rolle von Glyphosat bei der Entstehung von Non-Hodgkin-Lymphomen durch ein unabhängiges Wissenschaftsgremium zustimmen musste, straft Bayers Unbedenklichkeitsversprechen für Glyphosat schon heute Lügen. Leider hat Monsanto aus dem Desaster mit Anbausystemen auf Basis von Totalherbiziden offenbar wenig gelernt und will in den USA jetzt Sorten zulassen, die gegen fünf Unkrautvernichter gleichzeitig resistent ist, darunter auch den in der EU bereits verbotenen Stoff Glufosinat. Damit sind weitere Klagen programmiert.“
Die Aktie von Bayer reagierte zunächst mit einem schönen Plus, rutschte dann allerdings deutlich ins Minus. Am frühen Nachmittag geht es 1,9 Prozent nach unten auf 68,67 Euro. Die Aktie war bereits im Vorfeld deutlich gestiegen, als sich ein Vergleich herauskristallisierte. Nun nahmen sie gemäß dem Motto „sell on good news“ Gewinne mit. DER AKTIONÄR empfiehlt an Bord zu bleiben. Als wichtiger Support fungiert die 200-Tage-Linie.
(Mit Material von dpa-AFX)