Eli Lilly vollzieht mit dem Kauf vom Bayer-Partner Loxo Oncology für acht Milliarden Dollar die größte Übernahme der Firmengeschichte. Im letzten Jahr riss sich der Pharma-Konzern bereits den Krebs-Spezialisten ARMO Biosciences unter den Nagel. Kostenpunkt: 1,6 Milliarden Dollar. Doch damit ist der Übernahmehunger von Eli Lilly noch nicht gestillt, das Management rund um CEO Dave Ricks stellt weitere Übernahmen in den Bereichen Onkologie, Neurowissenschaften und Immunologie in Aussicht.
Im Fokus: Die Präzisionsonkologie
Mit dem Erwerb von Loxo Oncology geht Eli Lilly eine milliardenschwere Wette auf die Zukunft der Präzisionsonkologie ein. Hinter dem Forschungsbereich steckt etwas ganz Besonderes: Denn mit den entwickelten Wirkstoffen sollen Fusionsgene, die für das Tumorwachstum verantwortlich sind, gehemmt werden. Dass dies funktioniert, hat Loxo Oncology mit Larotrectinib unter Beweis gestellt. Im November 2018 erteilte die US-Gesundheitsbehörde FDA dem Medikament unter dem Handelsnamen Vitrakvi die Vertriebsgenehmigung – das Medikament hat langfristig Blockbuster-Potenzial. Darüber hinaus verfügt die Loxo-Pipeline mit LOXO-292 über einen Inhibitor, der das RET-Gen hemmt.
Zwei weitere Player
Apropos RET-Inhibitor: Eine vergleichbare Substanz befindet sich in der klinischen Entwicklung von Blueprint Medicines. Und die Biotech-Gesellschaft sagt weiteren Fusionsgenen den Kampf an. Mit Avapritinib gegen die Gene KIT und PDGFRA sollte es bereits im Erfolgsfall bereits in diesem Jahr zur Einreichung des Zulassungsantrages bei der FDA kommen. Spannend: Die beiden großen Hoffnungsträger sind bis dato nicht verpartnert, ein potenzieller Käufer von Blueprint Medicines könnte damit das gesamte Umsatzpotenzial ausschöpfen. Die Aktie bleibt ausnahmlos risikobewussten Anlegern mit einem Stopp bei 40,00 Euro vorbehalten.
AKTIONÄR-Tipp zieht nach Übernahme an
Dass der Forschungsbereich der Präzisionsonkologie potenzielle Käufer anlocken könnte, hat DER AKTIONÄR bereits in Ausgabe 51/2018 im Rahmen einer Übernahmestory präsentiert. In diesem Zusammenhang stellte die Redaktion bereits Deciphera Pharmaceuticals vor. Das Unternehmen fokussiert sich auf die Entwicklung von Therapien gegen seltene Krebserkrankungen. Dabei bildet eine „Switch-Control-Plattform“ die Basis für neue Wirkstoffe, aus der unter anderem DCC-2618 entstanden ist. Aktuell befindet sich das Präparat in der zulassungsrelevanten Phase-3-Studie als Viertlinientherapie gegen spezielle gastrointestinale Stromatumoren (GIST). Eine Studie, bei der DCC-2618 als Zweitlinientherapie gegen diese Krebsform klinisch geprüft wird, steht bereits in den Startlöchern.
Zu den größten Rivalen von Deciphera gehört Blueprint Medicines, die mit Avapritinib einen ähnlichen Wirkstoff in der zulassungsrelevanten Phase zu bieten haben. Der Konkurrent plant, bereits im kommenden Jahr die Zulassung zu beantragen – in etwa zeitgleich wird Deciphera die entscheidenden Phase-3-Studiendaten publizieren. Aufgrund des frühen Entwicklungsstadiums der Deciphera-Pipeline sollten ausschließlich risikobewusste Anleger eine kleine Position aufbauen.