Das erste Halbjahr ist bei Cancom zwar alles andere als berauschend ausgefallen. Der IT-Dienstleister hat den Gegenwind durch die angespannten Lieferketten deutlich zu spüren bekommen. Dem Vernehmen nach scheint die Talsohle allerdings durchschritten zu sein. Nach der Kurshalbierung und dem MDAX-Abstieg ist bei der mittlerweile günstig bewerteten Aktie die Zeit reif für eine Gegenbewegung.
Bei der Vorlage der Q2-Zahlen sprach das Unternehmen von einer zunehmenden Investitionsbereitschaft der Kunden aus dem öffentlichen Bereich. Wichtig: Öffentliche Auftraggeber machen rund 40 Prozent des Umsatzes der Gesellschaft aus. Diese Kundengruppe war für die schwache operative Leistung in den ersten sechs Monaten verantwortlich – die anderen Bereiche wie das Cloud-Geschäft sind alle gewachsen.
Ebenfalls positiv: Der Auftragsbestand ist zum 30. Juni um rund 20 Prozent auf fast 300 Millionen Euro gestiegen. Dieser Rekordwert bietet eine gute Visibilität für den Rest des Jahres. Gepaart mit der erwarteten Entspannung in der IT-Lieferkette dürften Umsatz und EBITDA in den nächsten Quartalen wieder zulegen. Die Gesellschaft könnte damit operativ eigentlich die Talsohle durchschritten haben.
Der Börsenwert ist mit dem Rücksetzer unter 28 Euro auf eine Milliarde Euro geschrumpft. Rund 385 Millionen Euro schlummern als Netto-Cashbestand in der Firmenkasse. Gut 40 Prozent der Kapitalisierung sind damit mit Cash hinterlegt. Aktienrückkäufe werden damit immer interessanter, aber auch gezielte Zukäufe bleiben eine Option – vor allem im margenstarken Cloud-Segment.
Mit einem Cash-bereinigten 2023er-KGV von neun dürften die Schnäppchenjäger bald aktiv werden. Zumal auch das KUV mit 0,7 und ein Unternehmenswert/EBITDA-Verhältnis (EV/EBITDA) von rund sechs als durchaus attraktiv bezeichnet werden können. Dazu kommt noch eine Dividendenrendite, die mittlerweile wieder bei rund 3,5 Prozent liegt.
Ein Blick auf den Chart zeigt eine horizontale Unterstützung im Bereich von 27 Euro. Erweist sich diese als nicht stabil genug, droht ein Rücksetzer bis 24,50 Euro. Die ersten Ziele im Fall einer Gegenbewegung warten im Bereich um 30 und 36 Euro. Spielt der Markt mit, könnte der Startschuss schon bald fallen. DER AKTIONÄR spekuliert im Real-Depot auf dieses Szenario.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Aktien von Cancom befinden sich im Real-Depot von DER AKTIONÄR.