Das Militär-Geschäft mit dem Eurofighter und die starke Nachfrage in der Wartung haben den Triebwerks-Hersteller MTU Aero Engines im ersten Quartal gestützt. Die MTU-Aktie zog nach den ordentlichen Quartalszahlen zunächst deutlich an. Doch am Donnerstag sackt die MTU-Aktie plötzlich ans DAX-Ende. Was dahinter steckt.
Der Triebwerksbauer MTU hat am 30.April gute Quartalszahlen vorgelegt. Insgesamt erzielte der Münchner Konzern einen Umsatz von knapp 1,7 Milliarden Euro und damit fast acht Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn (Ebit) wuchs um drei Prozent auf 218 Millionen Euro. Unter dem Strich blieb auch wegen einer weiteren Belastung durch den Triebwerksrückruf mit 126 Millionen Euro sechs Prozent weniger Gewinn übrig als Anfang 2023.
MTU sieht insbesondere beim belastenden Rückruf tausender Flugzeugantriebe Licht am Ende des Tunnels.
In der Spitze seien bis zu 480 Airbus-Mittelstreckenjets mit dem
fraglichen Getriebefan-Antrieb am Boden gewesen, sagte MTU-Chef Lars
Wagner in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Ab jetzt
würden es weniger. Denn die Produktion der Ersatzteile ziehe an, und 16
Wartungsbetriebe stünden für die Reparaturen bereit.
Gute Prognose bestätigt
Abseits der Rückrufaktion sieht sich MTU daher weiterhin auf Rekordkurs: Umsatz und Gewinn im Tagesgeschäft sollen 2024 so hoch ausfallen wie nie zuvor. Laut Wagner soll der MTU-Umsatz wie geplant auf 7,3 bis 7,5 Milliarden Euro gesteigert werden. Das wäre mindestens eine Milliarde mehr als im Vorjahr, wenn man die damaligen Belastungen durch den Triebwerksrückruf ausklammert.
Vom Umsatz soll 2024 mehr als zwölf Prozent als bereinigter operativer Gewinn übrig bleiben – und damit mindestens etwa 880 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte dieses Ergebnis mit 818 Millionen Euro bereits einen Rekord erreicht. Nach Abzug der Sonderkosten für den Triebwerksrückruf rutschte MTU jedoch in die roten Zahlen.
Eurofighter stützt
Insgesamt brummt das Geschäft von MTU – so auch im ersten Quartal. Während der Verkauf neuer Antriebe für Passagierjets etwa weniger einbrachte als ein Jahr zuvor, ließen die Triebwerkswartung und Antriebe für Militärflugzeuge Umsatz und Gewinn im Tagesgeschäft wachsen. Dabei profitierte der MTU-Konzern von seiner Beteiligung am Antrieb für den Kampfjet Eurofighter.
Das Militärgeschäft wies im ersten Quartal mit 21 Prozent die höchsten Zuwachsraten auf, wie das Unternehmen mitteilte. MTU ist mit einem Drittel am Hersteller-Konsortium für das Triebwerk des in vielen Ländern genutzten Kampfjets Eurofighter beteiligt.
Zu schaffen machen MTU indes weiterhin die Engpässe in den Lieferketten, die eine stärkere Ausweitung der Flugzeug- und Triebwerks-Produktion verhindern. Im Wartungsgeschäft kommt diese Entwicklung MTU hingegen zugute: Viele Fluggesellschaften hielten ältere Jets länger im Einsatz als geplant und schickten deren Triebwerke deshalb auch vermehrt in die Wartung, erklärte Wagner.
An der Börse wurden die Geschäftszahlen zunächst positiv aufgenommen: Die MTU-Aktie zog am Dienstag in der Spitze bis auf 229,40 Euro an. Nach Bekanntwerden des Rückrufs im vergangenen Sommer war der Kurs der MTU-Aktie eingebrochen – bis auf 158,20 Euro im September. Seither hat er sich berappelt. Allein seit Jahresanfang betrug das Plus zuletzt gut 17 Prozent. Das Rekordniveau von fast 290 Euro aus der Zeit kurz vor der Corona-Krise Anfang 2020 ist jedoch noch ein gutes Stück entfernt.
Nach dem Feiertag kommt es zu Gewinnmitnahmen. Die MTU-Aktie verliert zeitweilig mehr als vier Prozent auf nur noch 217,50 Euro. Damit rangiert die Aktie am Ende der DAX-Tagesrange.
Analysten reagieren
Nach dem zuletzt recht guten Lauf der Aktie nehmen einige Börsianer ihre Gewinne mit, sagte ein Händler. Die Kommentare in der Telefonkonferenz am Dienstag hätten auf ein wahrscheinlich schwaches Ergebnis im zweiten Quartal hingedeutet, schrieb Jefferies-Analystin Chloe Lemarie. Sie senkte das Kursziel für die MTU-Aktie daher von 290 auf 280 Euro. Sie bleibe bei ihrer "Buy"-Empfehlung.
Die Privatbank Berenberg hat das Kursziel für MTU jedoch von 250 auf 270 Euro angehoben, die Einstufung ebenfalls auf "Buy" belassen. Bei der Aktie des Triebwerksbauers überwögen die Chancen die Risiken, schrieb Analyst Philip Buller in einer am Donnerstag vorliegenden Studie.
David Perry von JPMorgan ist mit einem Kursziel von 290 Euro derzeit am optimistischsten. Das erste Quartal des Triebwerkbauers sei schwierig gewesen, aber der weitere Verlauf des Jahres sollte wesentlich besser werden, schrieb der Analyst. Er bleibe weiterhin bei "Overweight".
Ein Kursziel von 290 Euro würde ein neues Rekordhoch bedeuten. Vom aktuellen Kursniveau aus betrachtet ergibt sich ein Potenzial von 33 Prozent. Wer in der Aktie engagiert ist, benötigt jedoch Geduld. MTU ist derzeit keine laufende Empfehlung des AKTIONÄR.
MTU-Konkurrent Rolls-Royce steht deutlich besser da. DER AKTIONÄR hatte den Briten-Wert Anfang August bei 2,13 Euro (mit Ziel 6 Euro) zum Kauf empfohlen. Zuletzt hat die Aktie fast die 5-Euro-Marke erreicht.
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(Mit Material von dpa-AFX)