Seitdem die Mängel an Triebwerken für Airbus-Jets bekannt geworden sind, hat die MTU-Aktie ein Viertel ihres Börsenwerts eingebüßt. Selbst die Bestätigung der Jahresprognosen konnte der DAX-Aktie bisher keinen Rückenwind geben. Analysten haben ihre Schätzungen zwar angepasst, sehen zum Teil aber noch deutliches Kurspotenzial.
Neue Erkenntnisse über die Kosten, die der DAX-Konzern MTU an einem Rückruf von Triebwerken des US-Partners Pratt & Whitney tragen muss, verschreckten die Anleger. Die Aktien auf ein Jahrestief abgesackt. Das Chartbild hat sich enorm eingetrübt, doch nun deutet sich im Kursverlauf zumindest eine erste Stabilisierung an.
Der Titel notiert aktuell etwas mehr als 40 Prozent unter dem Rekordhoch von 289,30 Euro vom Januar 2020, also vor dem Ausbruch der Cornona-Pandemie. Diese brachte die Luftfahrtindustrie für einige Zeit zum Erliegen. Der MTU-Kurs büßte innerhalb kurzer Zeit zwei Drittel seines Werts auf weniger als 100 Euro das Stück ein. Bis zum Frühjahr dieses Jahres konnte sich die Aktie wieder deutlich erholen und kostete im April fast wieder 250 Euro, bevor Probleme mit den Triebwerken den Kurs stark belasteten.
Geht es nach den Analysten, dann sollte sich die Aktie schon bald wieder von den Tiefstständen lösen. Kepler Cheuvreux hat den Wert zum Wochenstart sogar auf die „SECTOR TOP PICK LIST“ gesetzt. Analyst-Aymeric Poulain strich die „übel zugerichteten Aktien“ aus der Liste der aus seiner Sicht schwächsten Branchenwerte und nahm sie in die Favoriten auf. Die "Schockwellen des Triebwerkrückrufs" seien zwar noch spürbar, der Markt habe die Kosten und Risiken aber sehr schnell eingepreist. Er setzt darauf, dass auch das Anlegervertrauen zurückgewonnen werden kann und Marktanteilsverluste im Rahmen bleiben.
Citigroup-Experte Charles Armitage hat das Papier vor dem Wochenende noch von "Neutral" auf "Buy" hochgestuft. Sein von 242 auf 217 Euro gesenktes Kursziel bedeutet für die Aktie aktuell immer noch ein Kurspotenzial von einem Drittel. Seitdem die Probleme mit den Getriebefan-Triebwerken (Geared Turbofan - GTF) für die Airbus-Modellfamilie A320neo Ende Juli bekannt geworden seien, habe die MTU-Aktie 70 Euro und damit 30 Prozent eingebüßt, so der Stratege. Fundamental gerechtfertigt seien in seinen Augen hingegen zunächst 15 Euro, im schlimmsten Fall weitere 18 Euro. Simple Arithmetik lasse aber die Anlegerstimmung außer Acht und funktioniere daher nicht, so Armitage. Letztlich seien die Probleme mit dem Getriebefan eine Sonderbelastung, die nicht die langfristige Bewertung bestimmen sollte. Ab 2027 rechnet er mit einer Erholung der Barmittelzuflüsse bei dem Triebwerkshersteller.
DER AKTIONÄR hält an seinem Fazit fest: Risikobewusste Anleger können die Aktie um 160/165 Euro einsammeln, um auf eine erste Gegenbewegung Richtung 180/185 Euro zu spekulieren. Ein enger Stopp sichert diese Position ab. Wer es etwas dynamischer angehen möchte der setzt mit dem Turbo-Call (WKN UK7WU8 /akt. Kurs: 3,45 Euro) von Vontobel mit Hebel 4,5 auf dieses Szenario. Auch hier sollte zur Absicherung ein enger Stopp platziert werden.