Solar-Aktien kamen in den letzten Tagen auf breiter Front unter Druck (siehe auch: Ausverkauf bei JinkoSolar, …). Nur der US-Dünnschichtmodulbauer First Solar behauptet sich gut. Stützend wirken sich optimistische Analystenstimmen aus. So glaubt JP Morgan an einen Siegeszug der Dünnschicht-Technologie: "2017 könnte der Wirkungsgrad von kristallinen Zellen (Jinko, Trina, etc) erreicht oder sogar übertroffen werden“. Gleichzeitig seien die Herstellungskosten der First-Solar-Technologie deutlich niedriger als die der Konkurrenz. Konkret rechnet JP Morgan bei First Solar mit einem Wirkungsgrad von über 19 Prozent bei Kosten von nur noch 0,40 Dollar pro Watt. Erst vor wenigen Tagen hatte First Solar mit 17 Prozent einen neuen Dünnschicht-Rekord erreicht.
China-Player: Noch die Nase vorne
Extrem gefallene Siliziumpreise hatten die Herstellungskosten kristalliner Module in den letzten Jahren deutlich sinken lassen. JinkoSolar produziert mittlerweile etwa zu 0,48 Dollar pro Watt. Zumindest das Potenzial weiterer Kostensenkungen durch fallende Rohstoffpreise scheint bei den China-Playern nunmehr ausgereizt. Kommt also tatsächlich das große Comeback der First-Solar-Technologie?
Zweifel sind angebracht. Denn der anvisierte Wirkungsgrad von über 19 Prozent ist von kristallinen Herstellern schon erreicht. Kyocera plant in den nächsten Jahren bereits mit 22 Prozent. Durch Tricks wie der Anbringung der Verschaltung auf der Rückseite erzielen SunPower sogar 21,5 Prozent und Trina Solar nach eigenen Angaben über 24 Prozent Wirkungsgrad.
Auch die anvisierten Dünnschicht-Kosten von 0,40 Dollar pro Watt könnten zu wenig sein. Marktforscher trauen China-Playern 2017 bereits ein Kostenniveau von 0,36 Dollar zu. Denn die Fertigungsprozesse werden ständig verbessert; durch immer größere Produktionsmengen sinken die Fixkosten pro Stück.
Seit Jahren gewinnen die China-Player Marktanteile. In Europa hat sich First Solar – auch wegen zwischenzeitlicher Qualitätsprobleme – fast vollständig zurückgezogen. Auch in China und Asien dominieren Module von Trina, Yingli oder Jinko. Immerhin: Im Heimatmarkt zeigte First Solar – zu großen Teilen aufgrund des Baus eigener Solarparks – zuletzt eine starke Entwicklung.
First Solar hatte gleich mit einer Reihe guter Nachrichten überrascht. So wird nun für 2015 ein Gewinn je Aktie von 4,50 bis 6,00 Dollar erwartet – Analysten hatten bisher lediglich mit 3,82 Dollar gerechnet.
Kurzfristig stark
Kurzfristig hat das First-Solar-Papier viel Schwung aufgenommen. Die Aktie ist aufgrund des charttechnischen Ausbruchs für Trader interessant. Als konservatives Investment eignet sich Papier jedoch nicht. Zumal mit der Zunahme des eigenen Projektgeschäfts die Transparenz des Business-Models und die Planbarkeit der Gewinne abnimmt. Auch scheint das große internationale Comeback der Dünnschicht-Technologie fraglich.