Gehen beim Schweizer Solarzellen-Hersteller Meyer Burger Technology bald die Lichter aus? Ende September musste der testierte Halbjahres-Bericht verschoben werden. Nun verliert das schwer defizitäre Unternehmen offenbar auch noch einen seiner wichtigsten Kunden. Die Aktie sackt massiv ab und wird zum Pennystock.
Meyer Burger machen schon lange die Billigkonkurrenz aus China und Überkapazitäten im europäischen Solar-Markt zu schaffen. Am Freitag nun kommen keine guten Nachrichten aus dem schweizerischen Gwatt: Aus der Zentrale von Meyer Burger Technology wird mitgeteilt, dass der größte Kunde des Solarzellen-Herstellers, DE Shaw Renewable Investments (DESRI), den Rahmenvertrag mit sofortiger Wirkung gekündigt hat. Man analysiere derzeit das Schreiben und die Situation, hieß es von Meyer Burger.
In der Mitteilung von Meyer Burger heißt es wörtlich: "Das Unternehmen geht derzeit davon aus, dass unabhängig von der Gültigkeit einer solchen Kündigung die Bemühungen um eine finanzielle Restrukturierung, die weit fortgeschritten sind, wahrscheinlich beeinträchtigt werden. Sollte die Restrukturierung scheitern, könnte das Unternehmen nicht mehr in der Lage sein, seine Unternehmens-Fortführung zu gewährleisten."
Es ist also davon auszugehen, dass die Bemühungen um die Restrukturierung möglicherweise scheitern. Ein Insolvenzantrag wäre eine logische Konsequenz.
Noch ist es zwar nicht soweit. Doch an der Börse sorgt die Nachricht über den Wegfall des Großkunden für Verkaufspanik. Fast unlimitiert werden Meyer-Burger-Aktien auf den Markt geworfen. An der Börse Zürich verliert die Aktie bis zum Nachmittag zwischenzeitlich zwei Drittel an Wert. Den Tiefstand markierte Meyer Burger bei 0,19 Schweizer Franken (CHF), nachdem der Handel vorübergehend ausgesetzt war. Am Morgen stand der Wert noch bei 1,12 CHF.
Verbleib deutscher Standorte fraglich
Im kürzlich vorgelegten, verspäteten Halbjahresbericht hat Meyer Burger noch Hoffnung geweckt und eine bald steigende Produktionsmenge von Solarmodulen vorausgesagt. Im September 2024 hatte man entschieden, das Projekt mit der geplanten Solarzellen-Fertigung in Colorado Springs aufgrund fehlender erforderlicher Drittfinanzierungen zu stoppen und sich auf die Modulfertigung in Goodyear (Arizona, USA) zu konzentrieren. Im Juni 2024 startete Meyer Burger dort seine erste Fertigungslinie zur Produktion von Hochleistungs-Solarmodulen.
Noch im laufenden Jahr sollte das Volumen mit der für Ende des Jahres dort geplanten Inbetriebnahme der zweiten Produktionslinie in Goodyear deutlich steigen, was sich "aufgrund langfristiger Abnahmeverträge positiv auf den Umsatz auswirken werde". Gleichzeitig wurde ein operatives Restrukturierungs-Programm eingeleitet, das die Rückkehr in die Gewinnzone ermöglichen sollte.
In den ersten sechs Monaten 2024 hatte Meyer Burger einen Umsatz in Höhe von 48,7 Millionen CHF erzielt – ein Einbruch zum Vorjahreszeitraum um rund 50 Prozent. Dennoch hatte sich das Unternehmen zuletzt zu seinen deutschen Standorten bekannt. Thalheim in Sachsen-Anhalt bleibe "für die Versorgung mit Solarzellen zentral" und auch der Technologie-Standort Hohenstein-Ernstthal bei Zwickau solle "für die zukünftige Weiterentwicklung der Technologie erhalten bleiben", hieß es im Sommer. Mit der planmäßigen Schließung der Modul-Produktion im sächsischen Freiberg im ersten Quartal 2024 hatte sich die Menge der produzierten Solarmodule auf gut 105 Megawatt reduziert.
Einer der letzten verbliebenen europäischen Solarzellen-Hersteller verliert mit seinem größten Kunden die Basis für eine nachhaltige Restrukturierung. DER AKTIONÄR hatte hier zuletzt Ende November gewarnt und empfohlen: Anleger sollten die Finger von der Aktie lassen! Dabei bleibt es nur erst recht.
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(Mit Material von dpa-AFX)