Das Schicksal der Real-Supermärkte ist besiegelt. Der im MDAX notierte Handelskonzern Metro verkauft die Kette an ein Konsortium um den Finanzinvestor SCP und den Immobilieninvestor X-Bricks. Lediglich einzelne offene Punkte sind noch in Verhandlung. Der Supermarktkette mit 277 Real-Märkten und seinen rund 34.000 Beschäftigten droht die Zerschlagung. Auch an der Börse ist man not amused.
"Die Unterzeichnung des Unternehmens-Kaufvertrags soll in den kommenden Tagen erfolgen", heißt es in einem Brief von Metro-Chef Olaf Koch an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Real.
Nach dem Verkauf werde die Supermarktkette mit 277 Märkten und rund 34.000 Beschäftigen wohl zerschlagen. Zwar wollen die Käufer einen "Kern von mindestens 50 Real-Märkten" für mindestens 24 Monate weiter betreiben, wie Koch schreibt. Der größte Teil der Filialen soll jedoch an andere Händler wie Edeka oder Kaufland verkauft werden. "Die neuen Betreiber werden verpflichtet, die Real-Mitarbeiter auf der jeweiligen Fläche zu übernehmen", versprach Koch in seinem Brief.
Einer Reihe von Standorten ohne überzeugende wirtschaftliche Perspektive droht allerdings die Schließung. Die Käufer gingen aber davon aus, "dass die Zahl der zu schließenden Standorte unter 30 liegen wird", schrieb Koch. Wo es betriebsbedingte Kündigungen geben wird, soll Koch zufolge eine bereits Ende vergangenen Jahres abgeschlossene Betriebsvereinbarung soziale Härten mildern. Sie sieht nach früheren Angaben des Betriebsrats Abfindungen von maximal 12 bis 14 Monatsgehältern vor.
Die weitgehend ausgehandelte Vereinbarung zwischen der Metro und dem Konsortium sieht nach Angaben des Handelsriesen eine Veräußerung von Real als Ganzes zu einem Unternehmenswert von etwa einer Milliarde Euro vor. Metro erwarte einen Nettomittelzufluss von etwa 300 Millionen Euro. Das sind rund 200 Millionen Euro weniger, als noch vor einigen Monaten erhofft. Zusammen mit dem Erlös aus dem Verkauf des Mehrheitsanteils am chinesischen Metro-Geschäft erwartet der Konzern weiterhin mehr als 1,5 Milliarden Euro Nettomittelzuflüsse nach sämtlichen Transaktionskosten.
Die Metro-Aktie reagierte im frühen Handel mit einem Kurssprung bis auf 12,61 Euro. Am Nachmittag rutschte der MDAX-Wert jedoch ins Minus und notierte bei 12,24 Euro 0,6 Prozent unter Vortag. Die Verkaufskonditionen enttäuschen offenbar.
Koch betonte, die Metro habe in den letzten Jahren "unzählige Bemühungen unternommen", um das Geschäftsmodell von Real auf neue Beine zu stellen. Doch sei es nicht gelungen, die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Supermarktkette zu verbessern. Real könne deshalb in der heutigen Form nicht fortgeführt werden.
Die Supermarktkette war zuletzt das Sorgenkind bei dem Düsseldorfer Handelsriesen und hatte im Geschäftsjahr 2018/19 für tiefrote Zahlen bei der Metro gesorgt. Die Metro hatte bereits 2018 angekündigt die Supermarktkette abgeben zu wollen, um sich ganz auf das Großhandelsgeschäft mit Gastronomen und kleinen Händlern konzentrieren zu können. Doch erwies sich der Verkaufsprozess als deutlich schwieriger als erwartet. Mit großen Hoffnungen begonnene, exklusive Verhandlungen mit dem Immobilien-Investor Redos scheiterten.
Die nächste Hauptversammlung des Handelsriesen steht am 14. Februar an. Da könnte es nochmals spannend werden, da die Gründeraktionäre von Metro ihre Beteiligungen an der Gesellschaft im Januar zu einer faktischen Sperrminorität ausgebaut hatten. Zusammen verfügten sie nun über etwa 23,06 Prozent der Metro-Stammaktien.
Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky hatte Anfang November 2019 nach seinem gescheiterten Übernahmeversuch mit seiner Investmentgesellschaft EPGC weitere Anteile von der Familiengesellschaft Haniel übernommen und war damit zum größten Metro-Aktionär aufgestiegen. Insgesamt hält er seitdem etwa 29,99 Prozent der Anteile. Er hat noch immer die Option, die restlichen Haniel-Anteile zu erwerben. Allerdings wäre dann ein Pflichtangebot für die übrigen Aktionäre fällig. (Mit Material von dpa-AFX)
Seit der Abspaltung der Elektronik-Märkte Media-Markt und Saturn in die eigene Gesellschaft Ceconomy versucht Metro das verbliebene Handelsgeschäft auf eine stabile Basis zu stellen. Das ist bislang nicht gelungen. Sollte der Versuch scheitern, Metro wieder nachhaltig in die Erfolgsspur zu bringen, könnte Großaktionär Kretinsky einen zweiten Versuch zur Übernahme der Macht starten. Und dann mit seinem Angebot vielleicht auf mehr Gegenliebe bei anderen Aktionären stoßen. Anleger sollten dem Treiben von der Seitenlinie aus zuschauen. Auch charttechnisch sieht Metro alles andere als gut aus.