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Merz’ Big-Mac-Menü

Merz’ Big-Mac-Menü
Foto: Börsenmedien AG
Bernd Förtsch 09.01.2025 Bernd Förtsch

Wenn man den Zinseszins nur lange genug machen lässt, dann kann aus wenig Geld sehr viel werden. Darauf basiert die neueste Idee zum Thema Alters­vorsorge. So richtig überzeugt sie mich noch nicht.

Aktienkultur und Deutschland. Zwei Begriffe, zwei Welten. Leider. Traditionell greifen die meisten hierzulande gern zu Renditekillern wie Sparbüchern, Lebensversicherungen und Bausparverträgen. Ungern dagegen zu vermeintlich riskanten Investments wie Aktien oder gar Immobilien. Kostolany – und das ist lange her – hat einmal gesagt: „Kurzfristig mag es riskant sein, Aktien zu haben. Langfristig ist es aber riskant, keine Aktien zu haben.“ Es hat kaum jemand zugehört.

Bald ist Wahl. Und einige Parteien haben im Kontext der privaten Altersvorsorge doch tatsächlich den Anleger für sich entdeckt. Natürlich nicht alle Parteien. Noch-Kanzler Scholz hat zwar (mal wieder) die Rente auf die Wahlkampfagenda gesetzt, aber erst einmal massiv die Steuern auf Rentenbezüge erhöht. Aktienrente und Co sind bei der SPD kein Thema. Noch weiter links deklariert man Aktien entweder als Quelle leistungslosen Einkommens (wenn ein anderer welche besitzt) oder als spekulatives Teufelszeug (wenn der Staat welche erwerben soll, um damit die Rente zu sichern). Das ist zwar schizophren, aber auch nicht wirklich neu.

CDU-Kanzlerkandidat Merz hat jetzt seine Idee zum Thema publik gemacht. Das Schlagwort: „Frühstart-Rente“. Die Idee in Kürze: „Private Altersvorsorge und Aktienkultur in Deutschland sollen gefördert werden.“ Ich bin begeistert! Grundsätzlich.

Blicken wir auf die Grundzüge des Plans, soweit bis jetzt bekannt: Jedes Kind zwischen 6 und 18 Jahren erhält pro Monat zehn Euro als Zuschuss in ein Wertpapierdepot. Auf das Geld kann erst mit Eintritt der Rente zugegriffen werden, es gibt eine App, über die die Eltern und das Kind sich über den aktuellen Stand der Dinge informieren können.

Laut Friedrich Merz ist das die moderne Form eines Sparbuchs. Bei mir hat der Begriff erst einmal Erinnerungen aus der Kindheit geweckt. Einmal im Jahr, am Weltspartag, ging ich samt Sparschwein mit meiner Mutter zur Sparkasse und wurde mit einem Matchbox-Auto oder einem Quartett belohnt. Diesmal also zehn Euro, übrigens die Summe, die man bei einer Fast-Food-Kette für ein Big-Mac-Menü ausgibt. Geschenkt. Nur leider nicht von Staat oder CDU – das Geld kommt von den Steuerzahlern, denen es an anderer Stelle genommen wird, genommen werden muss. Das alte Spiel. Wahlgeschenk? Potenzielle Wähler ködern? Möglich. Irgendwie aber auch Klein-Klein.

Die Macher des Konzepts rechnen mit 700.000 „Kunden“ pro Jahrgang. Das sind bei zwölf Jahren „Förderdauer“ 8,4 Millionen Kinder und Jugendliche. Pro Monat sind das 84 Millionen Euro. Oder eine runde Milliarde pro Jahr. Ab jetzt. Auf Dauer. Wenn man der Einfachheit halber unterstellt, dass für jeden Jahrgang, der „oben“ herausfällt, ein gleich starker „unten“ dazukommt.

Seien wir ehrlich: Es wurde schon mehr Geld für größere Dummheiten aus dem Fenster geworfen. Und die Idee, Kinder und Jugendliche an das Thema Geldanlage heranzuführen, finde ich an sich uneingeschränkt begrüßenswert. Und auch Merz’ Idee „Fangt früh an und lasst das Geld lange liegen“ ist absolut sinnvoll.

Nur leider kommt das Konzept über eine Idee nicht hinaus. In Bayern würde man sagen: eine klassische Bierzelt-Idee. Mir fehlen Antworten auf wichtige Fragen. Zum Beispiel: Was will ich mit zehn Euro? Natürlich – so hat es DIE ZEIT berechnet – kommen bei sechs Prozent Rendite bis zum 18. Geburtstag rund 2.100 Euro zusammen. Und natürlich werden das dann – Zinseszins sei Dank – bis zum 67. Geburtstag rund 36.000 Euro. Nur: Was sind die in 60 Jahren noch wert? Welche Fonds oder Wertpapiere werden gefördert? Alle? Eine Liste? Wieder ein Riester-Irrsinn an Verwaltung und ein Geldgrab für versteckte Kosten? Wieso kein Mechanismus, der auch eigenes Aktiensparen fördert und nicht nur das Mitnehmen einer Subvention ermöglicht? Die Liste ließe sich fortsetzen.

Long story short: Ja, wir müssen gerade der jungen Generation klarmachen, dass sie anlegen muss. Verantwortung für das eigene Geld und den eigenen Ruhestand übernehmen muss. Ja, wir müssen etwas für die Aktienkultur tun. Ja, auch zehn Euro pro Monat ist irgendwann viel Geld. Aber kann man so ein Konzept nicht bitte einmal vorab mit Leuten besprechen, die ein wenig von den Tücken der praktischen Umsetzung verstehen? Sonst beerdigen wir in Kürze nach der „Bierdeckel-Steuererklärung“ mit der „Big-Mac-Rente“ die zweite im Grundgedanken eigentlich gute Idee des Friedrich M. Es wäre schade darum.

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