Gleich mehrere Unternehmen haben sich zuletzt um den Verkauf ihrer Sparte „rezeptfreie Medikamente“ bemüht. Während Pfizer noch immer auf der Suche nach einem Käufer ist, nachdem sich die wichtigsten Bieter abgesprungen sind, ist Novartis aus dem Gemeinschaftsunternehmen mit der britischen GlaxoSmithKline ausgestiegen. Die Briten zahlen 13 Milliarden Dollar in bar, um Novartis' 36,5-prozentige Beteiligung an dem Joint Venture für rezeptfreie Medikamente zu übernehmen. Für Glaxo macht der Zukauf aber Sinn, da Medikamente höhere Margen abwerfen als beispielsweise Nahrungs- und Hygieneprodukte. Analyst Michael Nawrath von der Zürcher Kantonalbank erklärt außerdem: „Glaxo will dieses Geschäft ausbauen und sich damit die Möglichkeit schaffen, vielleicht in fünf Jahren solch ein optimiertes Consumer-Portfolio an die Börse zu bringen.“ Eine große Neueinschätzung zu GlaxoSmithKline lesen Sie außerdem in der aktuellen Ausgabe 17/2018 des AKTIONÄR, den Sie hier online bereits abrufen können.
Verkauf geglückt
Und auch der deutschen Merck ist endlich ein Deal mit seinem Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten gelungen. Nachdem sich zuletzt Interessenten wie Nestlé oder Reckitt Benckiser zurückgezogen hatten, geht die Sparte jetzt an Procter & Gamble (P&G). Der Verkaufserlös liegt bei 3,4 Milliarden Euro. Der Käufer Procter & Gamble steckt hinter Marken wie dem Waschmittel Ariel, der Zahncreme blend-a-med oder den Pampers-Windeln. Das Geld aus dem Verkauf solle bei Merck vor allem in den Abbau von Schulden fließen und die flexiblere Stärkung der drei anderen Unternehmensbereich ermöglichen. Der Abschluss der Transaktion wird zum Ende des vierten Quartals 2018 erwartet. „Der Verkauf des Consumer-Health-Geschäfts ist ein wichtiger Schritt in der strategischen Ausrichtung von Merck auf innovationsgetriebene Geschäfte in den Bereichen Healthcare, Life Science und Performance Materials. Das ist ein klarer Beleg dafür, dass wir unser Portfolio als führendes Wissenschafts- und Technologieunternehmen aktiv gestalten“, kommentierte Stefan Oschmann, Vorsitzender der Geschäftsleitung und CEO von Merck.
Kurzfristig dürfte die Transaktion der Aktie der Merck KGAA weiteren Auftrieb verleihen. Am Donnerstagmorgen ist Merck hinter Siemens der zweitstärkste Wert im DAX. Im Bereich von 85 Euro und kurz darüber in Form der 200-Tage-Linie bei 90 Euro trifft das Papier jedoch auf größere Widerstände. Langfristig favorisiert DER AKTIONÄR im Pharmabereich insbesondere die Schweizer Novartis und die britisch-schwedische Astrazeneca.