Die deutschen Hersteller kämpfen mit schwachen Absatzzahlen und den hohen Kosten für den Umstieg auf den E-Antrieb. Das lässt die Gewinne wegschmelzen. Volkswagen meldete im ersten Halbjahr 14 Prozent weniger Überschuss, bei BMW ging es um fast 15 Prozent nach unten, bei Mercedes-Benz um fast 16 Prozent. Alle drei mussten ihre Gewinnziele fürs Gesamtjahr bereits kappen, zuletzt BMW am Dienstag. Die BMW-Aktie verlor zeitweise zweistellig und zog auch die Papiere von Mercedes-Benz mit nach unten.
Die Stimmung unter den Anleger, speziell was die Autowerte angeht, ist düster. Nach Ansicht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) haben die deutschen Automobilhersteller jedoch weiterhin "alle Möglichkeiten und Fähigkeiten, sich im globalen Wettbewerb zu behaupten". "Dafür müssen sich die Automobilhersteller jedoch neu erfinden und ihre Innovationsstärke verlagern und nutzen, um den Umstieg auf E-Mobilität und autonomes Fahren schneller und besser umzusetzen", sagte DIW-Präsident Marcel Fratzscher der dpa.
Auch die Analysten haben in den letzten Monaten ihre Gewinnschätzungen immer weiter zurückgenommen. Zuletzt Romain Gourvil von der Privatbank Berenberg. Er kappte in seinem am Dienstag vorliegenden Kommentar zur europäischen Autobranche die operativen Gewinnschätzungen bis 2026 im Schnitt um rund zehn Prozent. Bei den E-Autos bremsten zu wenige finanzierbare Optionen die Absätze. Zudem betont der Experte regulatorische Risiken im Bereich CO2-Emissionen. Gleichzeitig lobt Gourvil aber die starken Barmittelzuwächse und den hohen Anteil neuer Modelle am Gesamtabsatz. Der Experte gibt Mercedes gegenüber BMW aktuell den Vorzug. Sein Kursziel für die Mercedes-Aktie reduzierte Gourvil zwar um 10 Euro auf 75 Euro. An seiner Kaufempfehlung hielt der Experte jedoch fest.
Grundsätzlich sieht auch DER AKTIONÄR die Aktie von Mercedes-Benz positiv. Umsatz und EBIT lagen im zweiten Quartal im Rahmen der Erwartungen. Die Marge war mit 10,2 Prozent in Ordnung. „Die Investoren waren froh, dass Mercedes im zweiten Quartal bei der Auto-Marge trotz des geringen Anteils an Top-Modellen wieder in den prozentual zweistelligen Bereich zurückgekehrt sei“, kommentierte Goldman-Sachs-Analyst George Galliers die Daten.
Problemfelder bleiben der chinesische Automarkt und die rückläufigen Verkaufszahlen der margenstarken S-Klasse. Im Q2 sanken die Verkäufe um 25 Prozent auf 33.400 Einheiten. Die in der Factory 56 gebauten hochpreisigen Autos werden in Zukunft aller Voraussicht nach nur noch im Ein-Schicht-Betrieb gefertigt. Die Modellreihe ist für Källenius & Co insofern wichtig, da Margen von zum Teil mehr als 20 Prozent pro Auto eingefahren werden.
Dennoch: Mercedes ist für die Zukunft gerüstet. Die Modelle haben Flair und Style. Im E-Mobility-Zeitalter haben Källenius & sein Team frühzeitig wichtige Kooperation mit Nvidia, Qualcomm et cetera eingefädelt. Positiv für Mercedes sind darüber hinaus das Aktienrückkaufprogramm und die Dividende in Höhe von 5,30 Euro. Fans von Auto-Aktien mit Weitsicht können die Aktie zwischen 52,50 Euro und 57,50 Euro einsammeln. In dieser Range hat das Papier in den letzten drei Jahren immer wieder einen Boden gefunden.
(Mit Material von dpa-AFX).
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz.