Im Interview mit dem AKTIONÄR erläutert der Verwaltungsratsvorsitzende von Mensch und Maschine, Adi Drotleff, warum er in den nächsten Jahren sprunghaft ansteigende Gewinne erwartet.
Adi Drotleff blickt optimistisch in die Zukunft. Der Verwaltungsratsvorsitzende von Mensch und Maschine erwartet in den nächsten Jahren sprunghaft ansteigende Gewinne. Bis 2012 soll das Ergebnis je Aktie auf 0,50 Euro zulegen und die Dividende mit einem Anstieg auf 0,30 Euro Schritt halten. Im AKTIONÄRs-Interview verrät Drotleff, welche Segmente ihm aktuell besondere Freude bereiten und warum warum MuM und er selbst weiter MuM-Aktien zukaufen werden.
DER AKTIONÄR: Herr Drotleff, Mensch und Maschine (MuM) blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2010 zurück. Der Umsatz stieg um 19 Prozent auf 195 Millionen Euro, das Betriebsergebnis EBITDA konnte auf rund 5,8 Millionen Euro mehr als vervierfacht werden. Was waren die Gründe für die starke Erholung?
Welche Erwartungen haben Sie an das Geschäftsjahr 2011? Ab wann wird MuM wieder an das Rekordjahr 2008 anknüpfen können?
Es ist zwar erst ein guter Monat um, aber bisher liegt auch das neue Jahr voll im Aufwärtstrend. Für das Gesamtjahr rechnen wir mit einem Umsatzwachstum von rund 15 Prozent und einem überproportionalen Gewinnwachstum, weil wir vor allem in den Segmenten Eigensoftware und Systemhaus noch erhebliche Margen-Reserven haben. 2011 kommen wir damit wohl beim Umsatz mit gut 220 Millionen Euro schon auf den alten Rekordwert, beim EBITDA wollen wir mit einer Verdoppelung auf über zehn Millionen Euro in der Nähe des alten Rekordes landen, nur beim Nettoergebnis dauert es auf jeden Fall noch bis 2012, bevor wir auch hier wieder neue Spitzenwerte sehen können.
Im Vorjahr hatte MuM mit 65,7 Millionen Euro den höchsten Rohertrag der Firmengeschichte. Aufgrund der gestiegenen Steuerbelastung und höherer Abschreibungen war das Nettoergebnis mit -0,04 Euro je Aktie jedoch noch leicht negativ. Wird MuM in den nächsten Quartalen auch auf Nachsteuerbasis wieder schwarze Zahlen schreiben?
Die Belastung aus Abschreibungen und Amortisationen auf Akquisitionen der letzten Jahre liegt bis einschließlich 2015 bei etwa 3,5 Millionen Euro. Dazu kommen die Finanzkosten, die 2010 noch bei 1,2 Millionen Euro lagen, und die Steuern, die uns letztes Jahr negativ überrascht haben, weil der Gewinn fast ausschließlich aus Konzernfirmen kam, die keine steuerlichen Verlustvorträge aufweisen. Insgesamt sind es um die sechs Millionen Euro Differenz zwischen EBITDA und Nettoergebnis, was bei einem EBITDA von 5,8 Millionen Euro wie 2010 eben zu einer roten Null führt, bei über 10 Millionen Euro EBITDA aber zu einem schon recht positiven Nettoergebnis. Wie positiv es genau wird, hängt von den konkreten Finanzkosten und Steuern ab. Ich denke und hoffe, dass wir uns hier von Jahr zu Jahr verbessern können, schließlich werden unsere Finanzschulden immer weniger und wir verfügen über mehr als 20 Millionen steuerliche Verlustvorträge im Konzern. Die Zielmarke beim EPS liegt 2011 bei rund 30 Cent. 2012 möchten wir mit über 50 Cent je Aktie die alte Rekordmarke von 47 Cent aus dem Jahr 2007 übertreffen.
Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung im Großhandelsgeschäft?
Wie schon erwähnt, war der Bereich Distribution, wie das Großhandelsgeschäft bei uns heißt, unser Überraschungs-Joker des Jahres 2010. Der Umsatz war hier um circa zehn Millionen besser als von uns erwartet, was zusammen mit den in 2009 vorgenommenen Kosteneinsparungen zu einem EBITDA-Sprung von 0,9 auf ca. 3,7 Millionen Euro geführt hat. Damit lag die Marge in diesem Segment mit 3,3 Prozent schon fast wieder bei den 2007/2008 erreichten Werten.
Das Systemhaus-Geschäft hat im vierten Quartal 2010 den Break-even geschafft. Welche Wachstumsimpulse versprechen Sie sich von dem noch jungen Geschäftsbereich?
Das Systemhaus-Segment haben wir ja erst 2009 mit unserer „Markt-Offensive" aus dem vorherigen Distributionsgeschäft im deutschsprachigen Raum geformt. Wir haben ein gutes Dutzend unserer wichtigsten Fachhändler übernommen und auch unsere eigene Mannschaft durch großzügige Neueinstellungen so ergänzt, dass wir heute mit rund 300 Mitarbeitern und 35 Standorten das größte Systemhaus für Autodesk-Software in Europa sind und bereichsübergreifend Lösungen aus Mechanik, Elektrotechnik, Architektur und Infrastruktur anbieten können. Dies verschafft uns vor allem bei Großkunden einen starken Wettbewerbsvorteil, hat aber natürlich erst einmal für kräftig steigende Kosten gesorgt, so dass wir die ersten beiden Jahre jeweils operativ mit einer roten Null abgeschlossen haben. Nun haben wir aber ein enormes Momentum aufgebaut und werden die nächsten Jahre Umsatzzuwächse in der Größenordnung von 15 bis 20 Prozent bei deutlich unterproportional steigenden Kosten sehen. Damit dürfte der 2011er-Umsatz in diesem Segment bei 65 bis 70 Millionen Euro liegen nach 57,1 Millionen Euro in 2010. Beim EBITDA gehen wir nach einem Minus von 0,8 Millionen Euro in 2010 für dieses Jahr von einem Plus von 1,5 bis 2,5 Millionen Euro aus, was einer Margen-Verbesserung um drei bis vier Prozentpunkte entspricht.
Wird es weitere Zukäufe im Segment Systemhaus geben?
Neue Zukäufe planen wir hier derzeit nicht. Wir werden lediglich die bisherigen Übernahmen, die zum Großteil eine performance-abhängige Bewertung über zwei bis vier Jahre aufweisen, nach und nach abschließen.
Welche Renditeziele haben Sie mittelfristig im Systemhaus-Geschäft?
Das Ziel ist eine EBITDA-Segmentrendite von zehn Prozent oder etwas mehr, die wir wohl 2013 erreichen dürften. Bei einem Umsatz, der bis dahin bei über 80 Millionen liegen sollte, ergibt das einen operativen Ergebnisbeitrag von mindestens acht Millionen Euro. Dass dieses Renditeziel realistisch ist, wissen wir nicht nur aus den Due-Diligence-Gutachten, die wir vor den Übernahmen erstellen ließen, sondern können es auch an den 2010er-Ergebnissen derjenigen Firmen ablesen, die wir gleich Anfang 2009 übernommen haben. Hier waren die 2010er-Renditen teilweise schon zweistellig, wurden im Segmentergebnis aber noch von den stark gestiegenen zentralen Kosten verwässert.
Sie haben angekündigt nach einem Jahr Pause dank des starken Cashflows wieder eine Dividende in Höhe von 0,10 Euro je Aktie auszuschütten. Welche Dividendenpolitik verfolgen Sie mittelfristig?
Wir planen bei Erreichung unserer Ziele für 2011 und 2012 eine Erhöhung um jeweils 10 Cent, also 20 Cent für 2011 und 30 Cent für 2012. Unsere Hauptinvestition ist die laufende Software-Entwicklung, deren Kosten in Höhe von rund sechs Millionen Euro pro Jahr gleich durch die Gewinn- und Verlustrechnung gehen, weil wir Software-Entwicklungen nicht aktivieren. Insofern benötigt unser Geschäft keine hohen Sach-Investitionen. Da zudem der operative Cashflow aufgrund der hohen Abschreibungen weiterhin deutlich über dem Nettoergebnis liegen wird und die Netto-Bankverschuldung nur noch bei rund zehn Prozent der Bilanzsumme liegt, können wir eine recht hohe Ausschüttungsquote planen.
Sie haben Ihren MuM-Anteil in den letzten Jahren auf 41,2 Prozent aufgestockt. Werden Sie auch 2011 weiter zukaufen?
Ich habe seit 2006 mehr als vier Millionen Euro in MuM-Aktien investiert. Daneben hat MuM ab Ende 2008 ein Rückkaufprogramm gestartet und seitdem schon etwa 440.000 Aktien aus dem Markt genommen und diese weitgehend als Akquisitionswährung genutzt. Solange der Markt die Aktie weiter mit einem Kurs von weniger als fünf Euro so billig lässt, werden sowohl MuM als auch ich selber sicher weiter zukaufen.
Herr Drotleff, vielen Dank für das Interview.