Der Weg zum selbstfahrenden Auto ist mit unzähligen Stolpersteinen gepflastert – von der Skepsis der Autofahrer, über regulatorische Auflagen, bis hin zur komplizierten und noch keineswegs ausgereiften Technik. Dass Autos eines Tages selbstständig fahren? Klar! Dass der Markt viele Billionen Euro groß sein wird, ebenfalls. Dass sich aber ausgerechnet dieses Unternehmen anschickt, einen Frühstart hinzulegen und sich damit wichtige Marktanteile zu sichern, überrascht.
... mit dem Zug zurück
Ein wenig schmeichelhafter Spruch lautete einst: „Mit dem Ford fort, mit der Bahn zurück“ und spielte auf die Pannenanfälligkeit der Autos an. Doch der US-Konzern, laut Forbes 2015 der siebtgrößte Autohersteller weltweit, hat sein Image in den letzten Jahren mächtig aufpoliert – gerade auch in Europa, wo die Umsätze dank erfolgreicher Modelle wie dem SUV Kuga im Juli um 4,5 Prozent gestiegen sind.
Doch der seit zwei Jahren amtierende Ford-Chef Mark Fields will mehr, viel mehr. Der smarte Geschäftsmann investiert seit einiger Zeit massiv in Firmen, die sich mit dem Thema autonomes Fahren beschäftigen und schreckt dabei auch vor unkonventionellen Partnerschaften nicht zurück. Sein Ziel: 2021 ein völlig autonom fahrendes Auto für den Car-Sharing- und Car-Hailing-Markt (z.B. Uber) anbieten. Morgan Stanley sieht für das Car-Sharing ein Marktpotenzial bis 2030 von 2,6 Billionen Dollar.
Gemeinsam stark
Um seine ambitionierten Ziel zu erreichen, verbündet sich Fields mit einem auf den ersten Blick wenig offensichtlichen Partner: Baidu. Gemeinsam mit Chinas führendem Suchmaschinenbetreiber investiert Ford 150 Millionen Dollar in Velodyne, einen Hersteller von Sensoren, die für selbstfahrende Autos essenziell sind, bislang aber zu teuer. Velodyne soll mit der Kapitalspritze Verfahren entwickeln, um die Stückkosten zu senken – eine Voraussetzung für die Massenproduktion.
Dass Ford ausgerechnet mit Baidu gemeinsame Sache macht, ist kein Zufall. Baidus Chef, Robin Li verfolgt genau wie Fields ehrgeizige Pläne. Dass sich die Beiden irgendwann über den Weg laufen würden, war sozusagen vorprogrammiert. Li pumpt derzeit Millionen von Dollar in neue Geschäftsbereiche – von künstlicher Intelligenz bis zu Lieferdiensten – und will bis 2020 mit der Massenproduktion von autonomen Autos beginnen.
Der Baidu-Velodyne-Deal ist jedoch nur ein Puzzlestück von etlichen in Mark Fileds‘ Strategie. So kaufte Ford jüngst SAIPS, einen Spezialisten für künstliche Intelligenz, Nirenberg Neuroscience (Optik und Verarbeitung optischer Signale) und Civil Maps (3D-Kartenmaterial).
KGV 6,4!
Der eingangs erwähnte Spruch hat sich längst überholt und Ford schickt sich an, der Autobranche (und auch Tesla?) beim Autonomen Fahren die Rücklichter zu zeigen. Ob die Pläne von Fields aufgehen, muss sich erst zeigen – an seinem Willen wird es kaum scheitern. Die Ford-Aktie kann von den visionären Ideen ihres Chefs nicht profitieren und leidet noch immer unter den zuletzt gemeldeten schwachen Quartalszahlen. Mit einem KGV (2016e) von 6,5 erscheint das Papier nun aber attraktiv bewertet. DER AKTIONÄR empfiehlt den Aufbau einer ersten, langfristig angelegten Position. Weiter auf der Liste der Empfehlungen bleibt zudem die Aktie von Baidu.