Neben der drohenden Streikgefahr zu Ostern, sofern der aktuelle Schlichtungsversuch scheitert (DER AKTIONÄR berichtete), kommen nun auch aus Brüssel keine guten News. Die EU-Kommission hat nämlich weiterhin Bedenken gegen den geplanten Einstieg der Lufthansa bei der italienischen Fluggesellschaft ITA. Die Lufthansa muss nun liefern.
Man vertrete derzeit die Auffassung, dass das geplante Geschäft den Wettbewerb auf bestimmten Strecken in und aus Italien einschränken könnte, teilte die Kommission jüngst mit. Die Behörde befürchtet, dass Kunden nach der Übernahme unter steigenden Preisen oder einer schlechteren Qualität der Dienstleistungen leiden könnten. Damit kann das millionenschwere Vorhaben zunächst nicht abgeschlossen werden.
Die EU-Wettbewerbshüter hatten Ende Januar bereits ähnliche Bedenken geäußert, die die Lufthansa offensichtlich nicht aus der Welt räumen konnte. Damals hieß es, auf einigen Strecken zwischen Italien und mitteleuropäischen Ländern stünden Lufthansa und Ita mit Nonstop-Flügen in direktem Wettbewerb zueinander. Dabei gebe es nur begrenzt Konkurrenz durch andere Fluggesellschaften. Lufthansa hatte in dem EU-Kartellverfahren bereits Zugeständnisse gemacht, lehnte es aber ab, Details zu nennen.
Seitdem hat die Kommission eigenen Angaben zufolge etwa interne Dokumente analysiert, sich bei konkurrierenden Fluggesellschaften umgehört und Stellungnahmen von Flughäfen und Kunden eingeholt. Dabei bleibt die Kommission bei ihrer Auffassung, dass der Wettbewerb auf einer bestimmten Anzahl von Kurzstrecken durch das Vorhaben reduziert werden könnte. Ähnliches gelte für bestimmte Langstreckenverbindungen zwischen Italien und den USA, Kanada und Japan. Nun hat die Lufthansa Zeit, auf die Bedenken zu reagieren und mögliche Abhilfemaßnahmen vorzuschlagen.
Hintergrund: Nach monatelangen Verhandlungen hatte der deutsche MDax Konzern Ende Mai mit dem italienischen Staat die Übernahme eines Minderheitsanteils von 41 Prozent an der Fluggesellschaft Ita Airways vereinbart. Dafür sollen der ITA 325 Millionen Euro Eigenkapital aus Lufthansa-Barmitteln zufließen. Außerdem kann Lufthansa laut Vereinbarung ab 2025 zu bestimmten Bedingungen weitere 49 Prozent der Anteile übernehmen und später auch die restlichen 10 Prozent.
Klar, einerseits wäre der Eintritt in den italienischen Markt, der bereits ohnehin nach den USA der zweitwichtigste internationale Markt für die Kranich-Airline aus strategischer Sicht ist, richtig und gut. Andererseits ist es eine Herkulesaufgabe die defizitäre ITA auf Profitabilität zu trimmen. Die Frist für eine Entscheidung läuft jedenfalls bis 6. Juni - bis dann müssen Lufthansa, ITA und der italienische Staat die Bedenken ausräumen.
Die Lufthansa-Aktie, die am Dienstag leicht im Minus notiert, ist vor allem mit Blick auf das Chartbild kein Kauf. Im Falle einer Korrektur des Gesamtmarktes droht ein Test des Oktober-Tiefs 2023 bei 6,51 Euro.
(Mit Material von dpa-AFX)
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