CO₂-Gegnern dürften sich die Haare streuben, Aktionäre von Lufthansa und anderen europäischen Fluggesellschaften atmen auf. Pläne der EU sehen vor, dass der Flugzeug-Treibstoff Kerosin noch 20 Jahre steuerfrei bleiben soll. Grund ist die nicht ausreichende Verfügbarkeit von umweltfreundlicherem SAF. Die Fraport-Aktie gewinnt noch aus einem anderen Grund.
Die Europäische Kommission hatte bereits für 2021 eine Überarbeitung der Energiesteuer-Vorschriften vorgeschlagen, um diese klimafreundlicher zu gestalten. Dazu gehörte auch die schrittweise Einführung von Abgaben auf Treibstoffe für Flüge innerhalb der 27 EU-Länder. Nachdem sich die Mitgliedstaaten jedoch nicht auf frühere Vorschläge für einen Kerosin-Mindeststeuersatz ab 2028 einigen konnten, erwägen sie nun, sowohl Flug- als auch Schiffstreibstoffe für weitere 20 Jahre von dieser Steuer zu befreien.
Nun erwägt die EU jedoch laut einem Entwurf, den die Nachrichtenagentur Reuters einsehen konnte, eine Verlängerung der Steuerbefreiung für Kerosin um weitere 20 Jahre. Die Begründung: Mangels genügend nachhaltiger alternativer Kraftstoffe
(SAF) auf dem Markt würde eine Besteuerung von Flugzeug-Treibstoffen nur
zu teureren Flugtickets führen, statt den Wechsel von fossilen
Brennstoffen zu SAF zu fördern.
Die Länder fürchteten deshalb Preiserhöhungen für Flugtickets, aber eine ausbleibende Wirkung bei der eigentlich erwünschten Umstellung von fossilen auf andere Brennstoffe. Neben Flugtreibstoff werde auch eine fortgesetzte Steuerbefreiung für Schiffstreibstoffe erwogen. Lediglich für Flugzeuge mit höchstens 19 Sitzplätzen und Boote für den
privaten Gebrauch würden schon vorher Mindeststeuern in der EU erhoben.
Für andere Flugzeuge und Schiffe könnten die Länder nach eigenem
Ermessen nationale Abgaben erheben, sie seien dazu jedoch nicht
verpflichtet.
Dem Kompromissentwurf zufolge würden die EU-Länder in 15 Jahren erneut darüber beraten, ob sie nach Ablauf der 20-Jahresfrist Mindeststeuersätze für alle Flugzeug- und Schiffstypen erheben wollen. Für andere Kraftstoffe wie Autobenzin sowie Strom gelten bereits Mindeststeuersätze in der EU.
Vor diesem Hintergrund steigen im MDAX die Aktie von Deutsche Lufthansa, deren Geschäft unter den hohen beziehungsweise steigenden Flug-Abgaben hierzulande leidet. Auch die Aktien anderer Fluggesellschaften wie Air France-KLM, British-Airways-Muttergesellschaft IAG und die des Flughafenbetreibers Fraport legen im Xetra-Handel zu.
Fraport verkauft Anteile am Flughafen Delhi
Bei Fraport, die sich am Nachmittag auf 46,55 Euro verbessern (siehe Chart unten), stützt zusätzlich die Meldung, dass man sich von der Beteiligung am Flughafen Delhi getrennt hat. Die Fraport AG verkauft demnach ihre gesamten Gesellschaftsanteile in Höhe von zehn Prozent zu einem Preis von 126 Millionen Dollar an den Mehrheitseigentümer GMR Airports Infrastructure Limited (GIL).
"Nach 18 Jahren erfolgreicher Partnerschaft und eindrucksvollem Wachstum ist es für uns Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen“, erklärt Stefan Schulte, Vorstandsvorsitzender der Fraport AG. "Wir blicken stolz auf die Meilensteine zurück, die wir zusammen mit GIL erreicht haben. Gemeinsam haben wir den Flughafen Delhi modernisiert, ausgebaut und erfolgreich zu einem bedeutenden Luftverkehrsdrehkreuz in Asien entwickelt."
Neben der Anteilsveräußerung wurde vereinbart, dass Fraport seine unterstützende Rolle im Flughafenbetrieb im Rahmen des bestehenden Betreibervertrages (Airport Operator Agreement) am Flughafen Delhi weiterführen wird. Fraport hält die Gesellschaftsanteile in Delhi seit der erfolgten Privatisierung des Flughafens im Jahr 2006.
Sowohl die Lufthansa-Aktie als auch das Papier von Fraport sind charttechnisch betrachtet keine Highlights. Beide kämpfen mit Abwärtsdruck an ihren 50-Tage-Linien. Erst nach eindeutigen Kaufsignalen sollten Anleger an einen (Nach)-Kauf denken. Bei Fraport rät der AKTIONÄR engagierten Anleger zu einer Stopp-Loss-Absicherung bei 42 Euro. Lufthansa ist aktuell keine laufende Empfehlung.
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Deutsche Lufthansa.