Seit Anfang August hat die Lufthansa-Aktie rund 16 Prozent an Wert gewonnen und zeigt auch zur Wochenmitte in einem starken Gesamtmarkt positive Vorzeichen. Allerdings gibt es bei der Übernahme der italienischen Fluggesellschaft ITA unerwartete Probleme, da die Verhandlungen ins Stocken geraten sind.
Kurz vor dem Abschluss des Deals kam es laut Berichten von Corriere della Sera und Il Sole 24 Ore zwischen der italienischen Regierung und Lufthansa zu Unstimmigkeiten über Preisdetails. Lufthansa soll auf einer Preisanpassung bestanden haben, da ITA in den letzten sechs Monaten an Wert verloren habe. Das italienische Finanzministerium lehnte jedoch eine solche Anpassung ab und legte die Gespräche vorläufig auf Eis. Eine Ministeriumssprecherin kommentierte die Berichte nicht, während ein Lufthansa-Sprecher erklärte, dass man sich an den 2023 vereinbarten Vertrag halte, der unter bestimmten Bedingungen Preisänderungen erlaube.
Laut den Plänen würde Lufthansa zunächst 41 Prozent der ITA-Anteile für eine Kapitaleinlage von 325 Millionen Euro übernehmen. In den kommenden Jahren könnte dann eine vollständige Übernahme für über 800 Millionen Euro erfolgen. Die EU-Kommission hatte dem Vorhaben unter Auflagen zugestimmt, darunter die Abgabe von Start- und Landerechten an Wettbewerber. Die entsprechende Vereinbarung hat Lufthansa bereits unterzeichnet.
Gleichzeitig hat die US-Investmentbank Morgan Stanley die Bewertung der Lufthansa-Aktie von „Underweight“ auf „Equal-weight“ angehoben und das Kursziel von 6,20 auf 7,00 Euro erhöht. Analyst Conor Dwyer sieht bei Lufthansa eine Stabilisierung nach einem schwachen Geschäftsbericht und erwartet operativ eine Besserung. Bei seiner Analyse betrachtet er nun das Verhältnis zwischen Unternehmenswert und operativem Ergebnis anstelle des angepassten EBITDA, wodurch etwa Air France-KLM und Wizz Air teurer erscheinen.
Die Lufthansa verfolgt mit dem ITA-Deal das richtige Ziel: Im zweitwichtigsten Markt außerhalb ihrer Heimat neben den USA will sie wachsen. Ein Scheitern wäre daher schlecht, ist aber unwahrscheinlich. Die weit fortgeschrittenen Verhandlungen und die Genehmigung durch die EU sprechen für eine Einigung bezeihungsweise Kompromiss-Lösung.
Die Aktie legt zur Wochenmitte zu, liegt jedoch wieder unter dem GD200 bei 6,45 Euro. Dort verläuft auch ein schwacher, kurzfristiger Aufwärtstrend, der kürzlich ebenfalls unterschritten wurde. Eine rasche Rückeroberung wäre charttechnisch hilfreich. Anleger sollten daher vorerst abwarten.
Hinweis: Lufthansa ist neben 13 anderen internationalen Werten auch im Recovery Index von DER AKTIONÄR enthalten. Dieser Strategie-Index wurde in der Pandemie aufgelegt und setzt auf eine Erholung des Konsumbereichs. Im Index befinden sich 14 starke Marken, die das Leben schöner machen, so zum Beispiel Luxusgüter-Hersteller LVMH, Mode-Unternehmen Capri Holding oder Sportartikel-Hersteller Nike. Auch Konzert-Veranstalter und Ticket-Vermarkter CTS Eventim aus der Unterhaltungsbranche ist mit dabei. Aktuell am höchsten gewichtet ist Apple. Weitere Infos zum Index finden Sie hier.
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(Mit Material von dpa-AfX)