Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat die EU aufgefordert, in der Corona-Krise die Vergaberegeln für die Start- und Landerechte an viel genutzten Flughäfen weiterhin auszusetzen. Wenn es beim bisherigen Vorschlag der Kommission für den Sommer bleibe, könnte sich Lufthansa zu umweltschädlichen Leerflügen gezwungen sehen, um die attraktiven Slots zu erhalten. "Das wäre verrückt", sagte der Vorstandschef der Lufthansa Gruppe am Donnerstag bei einer Veranstaltung der Fluglotsen-Organisation Eurocontrol.
Die Start- und Landerechte an den Drehkreuzen zu bestimmten Zeiten sind der Kern des Systems einer Netzgesellschaft wie Lufthansa, die ihre Langstreckenflüge nur mit Umsteigern auslasten kann. Um die Slots für die nächste Saison zu erhalten, müssen sie in normalen Zeiten zu mindestens 80 Prozent genutzt werden, weil sie anderenfalls von den Aufsichtsbehörden neu vergeben würden. Weltweit waren und sind die Slot-Regeln wegen der Corona-Krise ausgesetzt worden. Die EU hat hingegen für den Sommerflugplan vorgeschlagen, dass für den Erhalt der Slots diese zu mindestens 40 Prozent genutzt werden müssten.
Bislang bleibt die erhoffte Erholung des Luftverkehrs wegen neuer Corona-Mutationen und weiterhin bestehender Reisebeschränkungen aber aus. Eurocontrol-Chef Eammon Brennan bezifferte den aktuellen Europaverkehr auf lediglich 14 Prozent des Niveaus aus dem Vorjahr. Der Februar werde noch schlimmer, sagte der Lotsenvertreter. Der Lufthansa-Konzern hat sich laut Spohr in drei Szenarien auf eine Gesamtjahresleistung zwischen 40, 50 oder 60 Prozent eingerichtet. Eine starke Erholung in Folge von vermehrten Impfungen und mehr Tests werde man "irgendwann im Sommer" erleben, sagte der Lufthansa-Chef.
Der Vorschag von Spohr macht durchaus Sinn - ob er tatsächlich umgesetzt wird, ist allerdings noch offen. Die Lufthansa-Aktie bleibt indes eine Halteposition. Investierte Anleger sollten den Stoppkurs bei 8,10 Euro belassen.
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Mit Material von dpa-AFX