Die gestern überraschend veröffentlichten Eckdaten zum dritten Quartal sorgten für einen kleinen Kurssprung bei der Lufthansa-Aktie. Doch bereits am Mittwoch ist von der Freude über die besser als erwartet ausgefallenen Zahlen nichts mehr zu sehen. Das Airline-Papier verliert viereinhalb Prozent. Schuld sind mehrere neue Analysten-Vota.
Mit als erstes reagierten die Analysten der LBBW: Sie bestätigten ihr Votum "Verkaufen". Ihr ohnehin niedriges Kursziel für die Lufthansa senkten sie von 7 auf 6 Euro.
Das Analysehaus Independent Research hat die Einstufung für Lufthansa nach den Eckdaten zum dritten Quartal auf "Verkaufen" mit einem Kursziel von 6 Euro belassen. Die Kennziffern der Fluggesellschaft seien erneut durch die staatlichen Beschränkungen infolge der Corona-Pandemie geprägt gewesen, schrieb Analyst Sven Diermeier. Die Eigenkapitalbasis erodiere trotz der Staatshilfen, und es sei fraglich, ob und wann der Konzern diese zurückzahlen könne. Die Wahrscheinlichkeit von Notverkäufen des Tafelsilbers sei daher hoch.
Die Deutsche Bank stuft Lufthansa mit "Sell" ein, bei einem Kursziel von 5,20 Euro. Analyst Jaime Rowbotham verwies in einer ersten Reaktion vor allem darauf, dass der Barmittelabfluss deutlich geringer als von ihm erwartet ausgefallen sei. Der Grund dürfte die Ausweitung der Flugkapazitäten im Juli und August gewesen sein sowie ein striktes Management der Betriebsmittel, hieß es in der am Mittwoch vorliegenden Studie.
Die US-Investmentbank Morgan Stanley hat Lufthansa ebenfalls auf "Underweight" belassen, mit einem Kursziel von 5 Euro. Auch die US-Investmentbank Goldman Sachs traut der Lufthansa-Aktie in absehbarer Zeit wenig zu. Sie belassen das Papier auf "Sell" mit einem Kursziel von 4,10 Euro.
Die französische Großbank Societe Generale ist noch pessimistischer. Für die kommenden 12 Monate sieht man ein Kursziel von 3,00 Euro. Der Verlust vor Zinsen und Steuern sei zwar geringer als befürchtet ausgefallen, schrieb Analyst Sumit Mehrotra in einer aktuellen Studie. Allerdings blieben die Themen Luftverkehrserholung und Konzernumbau im Fokus.
Am wenigsten traut die HSBC der Lufthansa-Aktie zu: Andrew Lobbenberg senkte sein Kursziel zuletzt auf 1,50 Euro. Insgesamt sind sich die 27 bei Bloomberg geführten Lufthansa-Analysten fast einig: 24 plädieren für "Verkaufen", zwei für "Halten" und nur einer sagt "Kaufen".
Die Coronakrise hält die Luftfahrt in Schach. Flugkapazitäten dürften eher ab- als aufgebaut werden. Bei der Lufthansa dürfte die Verschuldung über Jahre auf einem erhöhten Niveau liegen. Und: Die Airline wird wohl Töchter oder Flugzeuge verkaufen müssen, um den Milliardenkredit der Regierung zurückzuzahlen. Auf absehbare Zeit werden sich höchstens kurzfristige Trading-Chancen ergeben.
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Hinweis: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Lufthansa.