Der Spezialchemiekonzern Lanxess lässt die Krise der vergangenen Jahre weiter hinter sich. Nachdem die Kölner zuletzt vom Konzernumbau und einem Sparkurs profitiert hatten, wagt der jetzt seit etwas mehr als zwei Jahren an der Unternehmensspitze stehende Matthias Zachert eine Milliardenübernahme in den USA.
Damit lässt er seinen jüngsten Worten, dass Lanxess in eine Wachstumsphase kommt, Taten folgen. Der US-Konkurrent Chemtura soll für insgesamt rund 2,4 Milliarden Euro an Lanxess gehen. Dies kündigte das Unternehmen, das zuletzt selbst gerade mal auf einen Börsenwert von knapp 4,5 Milliarden Euro kommt, am frühen Montagmorgen in Köln an. Möglich macht dies unter anderem das Dauer-Zinstief - denn Lanxess will den Zukauf vor allem mit der Ausgabe von Anleihen stemmen.
Satter Aufschlag
Durch die anhaltend niedrigen Zinsen sind die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen so gut wie noch nie. Zuletzt mussten große Konzerne kaum mehr Zinsen für ihre Anleihen bezahlen. In einigen Fällen wie vor einigen Tagen bei Henkel und Sanofi waren Anleger sogar bereit, Negativzinsen hinzunehmen - also für das Verleihen von Geld sogar noch etwas zu bezahlen.
Lanxess bietet den Chemtura-Aktionären 33,50 US-Dollar je Anteil. Das sind rund 19 Prozent mehr als die Chemtura-Aktie zuletzt gekostet hatte. Mitte des kommenden Jahres soll die Übernahme abgeschlossen sein. Die Spareffekte aus der Übernahme bezifferte Lanxess auf rund 100 Millionen Euro. Da die Akquisition auch mit Barmitteln gestemmt werden soll, fällt der geplante Rückkauf von eigenen Aktien über 200 Millionen Euro aus.
Ein großer Schritt
Der 2005 von Bayer abgespaltene Konzern will mit dem Zukauf das Geschäft mit Additiven für Schmierstoffe und Flammschutzmittel deutlich ausbauen. Chemtura beschäftigt weltweit rund 2.500 Mitarbeiter und kam zuletzt auf einen Jahresumsatz von rund 1,5 Milliarden Euro und erzielte dabei einen operativen Gewinn von 245 Millionen Euro - die Marge lag damit über den von Lanxess erzielten Werten. Fast die Hälfte seines Geschäfts erwirtschaftet Chemtura in Nordamerika.
Lanxess selbst hatte 2015 knapp acht Milliarden Euro umgesetzt und beschäftigt weltweit rund 16.700 Mitarbeiter. Zachert hatte den Konzern zuletzt stark umgebaut, einige Bereiche wurden ausgegliedert, andere wie das Kautschuk-Geschäft in Gemeinschaftsunternehmen eingebracht - an vielen Stellen wurde gespart. Das zahlte sich zuletzt aus. Im Sommer konnte die Prognose für das operative Ergebnis im laufenden Jahr erneut erhöht werden. Mit dem Zukauf in den USA komme Lanxess einen großen Schritt auf seinem Wachstumskurs voran, sagte Zachert am Montag.
Kaufsignal
An der Börse kommt der Zukauf von Lanxess gut an: Die MDAX-Titel verteuern sich in einem sehr schwachen Markt um rund acht Prozent. Damit hat die Aktie ein neues Kaufsignal generiert. Mutige Anleger können hier zugreifen.
(Mit Material von dpa-AFX)